von ulfr » 22.11.2008 11:52
Ahoi Blaubär,
das ist eine äußerst komplizierte Geschichte, die Du ansprichst, ich will es mal in ein paar dürren Worten versuchen:
Laut Fürchtbauer & Müller 1977 ist Hornstein ein Oberbegriff für harte, dichte, vorwiegend aus nichtdetritischer Kieselsäure aufgebaute Gesteine. Darunter fallen auch Feuerstein, Achat, Chalcedon etc. .
Im nichtgeologischen Sprachgebrauch ist Hornstein die süddeutsche Bezeichnung für Feuerstein, in erster Linie wird damit der Jura-Hornstein bezeichnet, der eben überall da auftaucht, wo Kalk ansteht, also auf der schwäbischen Alb und im fränkischen Jura. Dieser Hornstein ist etwas älter als der nordische kreidefeuerstein.
Die Entstehung ist immer noch nicht ganz geklärt, das z.Zt. gängige Modell beschreibt es so: Vor ca. 80-60 Mio Jahren lebten in dem Tethys-Meer, das zu der Zeit Europa bedeckte, jede Menge kleine Organismen, ähnlich dem heutigen Plankton. Nach dem Absterben sanken diese Tierlein auf den Meeresboden. Der Kalk in den Schalen bzw. Skeletten bildet heute die Kalk- und Kreideschichten (Alb, Jura, Kreidefelsen von Rügen, Møn etc.). In Hohlräumen dieser Ablagerungen reicherte sich Siliziumdioxid an, das hauptsächlich durch Regenwasser an Land aus Gesteinen gelöst und ins Meer transportiert wurde, z.T. aber auch in den Organismen selbst enthalten war. Dieses SiO2 bildete zunächst ein festes Gel, aus dem durch den Druck der oben weiter angelagerten Gesteinsschichten das Wasser ausgepresst wurde, dadurch entstand Hornstein (bzw. Feuerstein resp. Flint). Darüber streiten sich die Gelehrten aber noch, ich zitiere mal aus einem Aufsatz:
(Herforth & Albers (1980): Geologische Grundlagen des Feuersteinbergbaus in Europa, in: Deutsches Bergbau-Museum (Hrsg.) (1980): 5000 Jahre Feuersteinbergbau.)
"Dagegen ist die Vorstellung einer Ausflockung von Kieselsäure-Gel auf dem Meeresboden in den Hintergrund gerückt. Die Flinte haben sich danach im Sediment über mehrere Entwicklungsphasen gebildet. Nach Voigt (1979) beginnt die Entwicklung mit einzelnen instabilen ultramikroskopischen, krypto-kristallinen Opal-Christoballit-Tridymitplättchen, die am Ende eines kristallinen Umwandlungsprozesses bei gleichzeitiger Verdrängung des Kreidesedimentes in die stabile chalzedonische Quarzphase übergehen."
Alles klar?
Zu Deinem speziellen Fund: Entweder liegt diese Höhle in einem Gebiet, wo punktuell Hornstein gebildet wurde, sowas gibt es immer wieder, oder Ihr habt ein (steinzeitliches) Flintlager entdeckt... Letzteres ist aber eher unwahrscheinlich. Steck(t)en die Hornsteinknollen noch in der Matrix, also im Muttergestein fest, oder liegen sie lose am Boden der Höhle?
Es kann sein, dass diese spezielle Höhle eine Schicht im Jura durchschneidet, die Hornstein führt und in der weiteren Umgebung nicht zutage tritt.
Soviel auf die Schnelle. Es gibt - ich meine in Pottenstein - ein kleines Museum, wo Du mehr über Höhlen und Hornstein des Fr. Jura erfahren kannst.
Und wenn Du ein paar Knollen für den guten Ulfr aufhebst, freut er sich!!
ULFR
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
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