Augenschutz in der Antike?

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Augenschutz in der Antike?

Beitragvon Fridolin » 31.01.2008 15:16

Hallo,
in den derzeitigen ?Feuerstein?-Beiträgen wird zurecht darauf hingewiesen, dass bei der experimental-archäologischen Arbeit Schutzbrillen, Staubmasken und dergleichen verwendet werden sollen.

Frage: Wie konnte sich ein steinzeitlicher Steinschläger oder ein Schmied der Eisenzeit schützen, wenn Abschläge oder Schlackespritzer in der Gegend herumfliegen? Ich denke da speziell an den Schutz der Augen: bei Verletzungen war die Karriere schnell zu Ende. Gut, theoretisch hätte man sehr große durchsichtige Glimmerstücke zum Bau von Schutzbrillen verwenden können, aber vielleicht gibt es ja Alternativen dazu?

Viele Grüße vom neugierigen Fridolin
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Beitragvon Steve Lenz » 31.01.2008 15:19

Da sind mir persönlich keine archäologischen Belege bekannt.

Ich vermute, dass es damals hingenommen wurde.
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Beitragvon Hans T. » 31.01.2008 15:56

Reine Spekulation, aber technisch vorstellbar: Konstruktion wie die 'Schneebrillen' der Inuit. Brett mit Schlitzen oder Knochen.

Bild

Wie gesagt, reinste Spekulation. Gefunden: Null, nix, nada

H
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Beitragvon menhir » 31.01.2008 17:56

Hans, diese Brillen waren auch meine erste Assoziation!

@Staubmasken: Nun, ich vermute doch, dass die Menschen irgendwann dahinter gekommen sind, dass ein (evtl angefeuchtetes) vor den Mund gebundenes Tuch die Staubbelastung verringert und unangenehmen Hustenanfällen vorbeugt :idea: (Aber auch dies: Spekulation)
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Beitragvon Chris » 31.01.2008 18:05

menhir hat geschrieben:@Staubmasken: Nun, ich vermute doch, dass die Menschen irgendwann dahinter gekommen sind, dass ein (evtl angefeuchtetes) vor den Mund gebundenes Tuch die Staubbelastung verringert und unangenehmen Hustenanfällen vorbeugt :idea: (Aber auch dies: Spekulation)


hmnaja, das dann aber erst nach Erfindung der Weberei - und da mussten sie etwa 1 195 500 Jahre drauf warten :wink:
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Beitragvon ulfr » 31.01.2008 19:07

Hans T. hat geschrieben:Brett mit Schlitzen oder Knochen



Hab ich gerade mal ausprobiert, das Sehfeld wird sehr eingeschränkt. Ich glaube nicht, dass es damit möglich ist, präzise Steine zu schlagen. Ich denke auch, dass es hingenommen wurde. Und wenn man die allgemeingültigen Fähnlein-Fieselschweif-Grundregeln beachtet, ist die Gefahr schon wesentlich geringer.
Ich halte es aber durchaus für möglich, dass schon in der Steinzeit angefeuchtete Tücher als Staubschutz verwendet wurden, im Flintbergwerk war das wahrscheinlich nicht so lustig ohne. Aber gefunden eben: nada. Hallstatt? Die haben da doch alles, vom Seil bis zur Wurst...

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Beitragvon Steve Lenz » 31.01.2008 19:19

Hallstatt? Die haben da doch alles, vom Seil bis zur Wurst...


Nee, da wurde mit zusammengebissenen Zähnen gearbeitet - und zwar mit ?nem Kienspan dazwischen! Ergo: Schwer mit offenem Mund geatmet! :x
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Beitragvon menhir » 31.01.2008 19:30

Chris hat geschrieben:
menhir hat geschrieben:@Staubmasken: Nun, ich vermute doch, dass die Menschen irgendwann dahinter gekommen sind, dass ein (evtl angefeuchtetes) vor den Mund gebundenes Tuch die Staubbelastung verringert und unangenehmen Hustenanfällen vorbeugt :idea: (Aber auch dies: Spekulation)


hmnaja, das dann aber erst nach Erfindung der Weberei - und da mussten sie etwa 1 195 500 Jahre drauf warten :wink:


Vielleicht sollte man sich mal auf eine genauer definierte Zeiteinschränkung einigen. Schließlich ist auch das Neolithikum ein Teil der Steinzeit. Und außerdem bezieht sich das Topic des Threads eigentlich auf die Antike.
menhir
 

Beitragvon Chris » 31.01.2008 19:36

he, das war nicht bös gemeint sondern ein ernstgemeinter Einwand :shock:

ohne Weberei keine Tücher - und bei der Steinbearbeitung gabs nun mal ne ziemlich lange Zeit ohne...
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Beitragvon Blaubär » 31.01.2008 19:43

Wenn ich mir mal jüngere Epochen anschaue, glaub ich nicht das man da viel Wert auf Arbeitsschutz gelegt hat. Da war der Mensch weniger Wert als das Material. Im Kohlebergbau wurde auch noch lange auf Staubmasken etc. verzichtet. Ich denke dieses Thema ist eine "Erfindung" des modernen Menschen.

Grüße
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Beitragvon menhir » 31.01.2008 19:55

"das war nicht bös gemeint sondern ein ernstgemeinter Einwand"

Äh... ja, bei mir doch genau so :shock:

Ich meinte, dass auch im Neolithikum Steine bearbeitet wurden und hier Tuch bereits bekannt war. Dass das in der älteren Steinzeit nicht der Fall ist, stimmt allerdings.

Ich find nur, dass es schwer ist sich auf Fakten zu beschrenken, wenn nicht genau definiert ist welcher Zeitraum nun eigentlich in die Fragestellung fällt. Im Topic steht "Antike" (wo ja auch Stein bearbeitet wurde... nur halt nicht für Werkzeuge), während andere von der Altsteinzeit sprechen. Da fällt es dann natürlich schwer einen Konsens zu finden :roll:


Meine Aussage war nicht im Entferntesten aggressiv gemeint, noch habe ich eine andere Aussage eines Posters hier als aggressiv/offensiv aufgefasst. Tut mir leid, wenn das irgendwie anders rüber kam.
menhir
 

Beitragvon Chris » 31.01.2008 20:05

dann is ja gut, ich hatte es befürchtet :occasion5: denn is ja alles gut!
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Beitragvon XorX » 01.02.2008 08:10

Servus!

Gegen Staublungen war es, zumindest ab dem Hochmittelalter belegt, üblich, viel Milch zu trinken; in den Vorschriften mancher Bauhütten sogar verpflichtend.

Möglich, daß der Schleimeffekt auch schon früher genutzt wurde...

der XorX
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Beitragvon Fridolin » 17.02.2008 13:22

Danke für die Hinweise. Die Inuit-Schneebrille ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, dass Schneeblindheit ein großes Problem war (und ist), weil der Verlust des Augenlichtes irgendwo in der Eiswüste rasch den Verlust des Lebens bedeuten kann.

Trotzdem: so ganz ist mir noch nicht klar, wie ein Steinschläger oder Schmied seine Augen schützen kann. Kneifen die bei jeden Schlag unwillkürlich die Augen kurz zu? Das kann auch schief gehen. Ich dachte, der schöne Spruch ?Ein Aug? riskier ich? bezieht sich nur auf das Probieren von Schnaps aus ungeklärter Quelle, sog. ?Fusel?, der Methylalkohol enthalten kann, der zur Erblindung führt. Der Spruch gilt wohl auch für Schmiede...


Viele Grüße

Fridolin
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Beitragvon ulfr » 17.02.2008 14:11

Fridolin hat geschrieben:Trotzdem: so ganz ist mir noch nicht klar, wie ein Steinschläger oder Schmied seine Augen schützen kann. Kneifen die bei jeden Schlag unwillkürlich die Augen kurz zu?


Augen zukneifen geht nicht, sonst landet der präzise geplante Schlag auf den letzten 15 cm dann doch da, wo er nicht soll :cry:
Beim Flintschlagen ist es in der Regel so, dass alles, was abgeschlagen wird, vom Flintner wegfällt, da man von sich wegschlägt, d.h. das Werkstück wird mit der Hand (bei Rechtshändern) auf dem linken Oberschenkel fixiert, und der Schlag erfolgt von oben nach unten an der Kante des Stücks entlang. Die Abschläge werden also zwischen Hand und Werkstück "steckenbleiben" oder nach unten zwischen die Füße fallen. Deshalb sollte man beim Flintnern festes Schuhwerk und lange Hosen tragen. Gefahrenpunkte sind:

A) Hektik beim Arbeiten! Wenn man meint, in allzu schneller Folge Abschläge lösen zu müssen (Amokflintnern), kann es passieren, dass man einen Abschlag, der noch in der Luft ist, mit der Aufwärtsbewegung des Geweihschlägels erfasst und ein Eigentor schießt...

B) das Knacken großer Knollen, weil sich hier manchmal von der Oberfläche irreguläre Splitter lösen und sonstwo hinfliegen.

C) beim Oberflächen-Retuschieren kleiner Geräte wie Pfeilspitzen, wenn der Druckstab den Span gelöst hat und auf das Handleder auftrifft; wenn da noch Flintschnipsel rumliegen, springen die wie von einem Trampolin in Richtung Handwerker. Deshalb schüttele ich nach jedem Drücken die Schnipsel vom Leder :idea: Mit der Zeit wird man halt schlauer. Wie es beim Schmieden von Metall ist, weiß ich nicht, schätze aber, dass die Gefahr unkontrollierbarer Funken größer ist. Was sagt der XORX?

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