Hallo miteinander,
ich möchte hier mal parallel zur Frage von rolfpeter eine ähnliche Frage in den Raum stellen: Wie wurden im Altneolithikum Bäume gefällt?
Bäume fällen im Altneolithikum
Aus dem Altneolithikum sind keine parallel geschäfteten Steinbeile bekannt. Diese treten erst im Mittelneolithikum in Form von Felsgesteinbeilen auf, im Jungneolithikum kommen geschliffene Feuersteinbeilklingen auf. Aus dem Altneolithikum sind lediglich Dechselklingen, als Querbeil geschäftet, archäologisch überliefert.
Die Frage, ob mit Dechseln Bäume gefällt werden können ist sicher interessant. Aber ungeachtet der Ergebnisse dieses Versuches stellt sich die Frage, wie im Altneolithikum Bäume gefällt wurden. Klingt vielleicht erst mal doof, ist aber eine grundlegend andere Fragestellung. Mit genügend Ausdauer ist auch eine Eiche mit einem Klingenkratzer fällbar, wenn man kratzt und kratzt und kratzt, dauert nur eine Weile.
Interessant wäre es, die verschiedenen Möglichkeiten gegeneinander zu stellen und eine Wahrscheinlichkeit zu ermitteln. Es kann sich natürlich nur um eine Hypothese handeln, denn bisher sind ja keine Stämme oder Stümpfe gefunden worden, die Rückschlüsse auf die Fälltechnik erlauben.
Hypothese 1:
Es kann sich um rein organische Beile gehandelt haben, die vergangen sind und so archäologisch nicht nachweisbar sind. Schon in der Ahrensburger Kultur und im nachfolgenden Mesolithikum sind beispielsweise Ljungbybeile und Geweihäxte verwendet worden. Falls ähnliche Beile oder Äxte existierten, könnten sie zum Fällen verwendet worden sein.
Diese Hypothese ist bisher weder belegt noch widerlegbar. Dennoch klingt sie plausibler als die Dechselhypothese. Sollte wirklich eine Kultur, die die Zimmermannskunst mit Zapfenverbindungen und Holznägeln wirklich beherrschte, nicht in der Lage sein, ein wirklich geeignetes Fällwerkzeug zu entwickeln?
Hypothese 2:
Es ist durchaus denkbar, dass Bäume nicht mechanisch durchtrennt sondern umgezogen wurden. Ein in der Baumkrone angebrachtes Seil ermöglicht ein Umziehen des Baumes. Die aufzubringende Kraft ist relativ gering, da der Stamm als Hebel wirkt.
Erleichtert wird ein Umziehen, wenn die Wurzeln auf der entgegengesetzt zur Fällrichtung liegenden Seite durchtrennt werden. Ist der Baum zu Boden gebracht, kann er mit Dechseln abgelängt und in Balkenform behauen werden.
Auch für diese Hypothese gibt es keine Belege, sie klingt jedoch sehr plausibel. Wenn Bäume so gefällt wurden, waren auch keine Parallelbeile erforderlich!
Würde mich über eine rege Beteiligung sehr freuen, Christian