Bier aus der Bronzezeit

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Bier aus der Bronzezeit

Beitragvon Fridolin » 12.12.2007 22:01

EXPERIMENTELLE ARCHÄOLOGIE


In Irland gibt es Tausende flache Erdhügel aus der Bronzezeit. Ihre Funktion war bislang unbekannt. Zwei Archäologen vermuten, dass es sich um Brauereien handelte und machten die Probe aufs Exempel: Sie brauten Ale wie vor 3000 Jahren - mit durchschlagendem Erfolg.

www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,15 ... 33,00.html

... und in der Zwischenzeit widmen sie sich ihrem eigentlichen Job. "Wir graben jetzt wieder Knochen aus", sagt Quinn mit Bedauern in der Stimme, "das ist ziemlich langweilig."


wie wahr...
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Beitragvon Hans T. » 12.12.2007 22:11

Genau....wie heisst es doch so schön..


Was nützt mir's schönste Hügelgrab,
wenn ich kein Bier im Krügl hab'...

(Alter NHG-Spruch)

H
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
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Beitragvon Nils B. » 12.12.2007 22:28

Sláinte! Das nächste Guinnes geht auf Patrick O?Kurgan!
***
Germanisch depressiv und bisweilen leicht erkeltet
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Beitragvon The Sarmatian » 13.12.2007 19:54

Also gabs schon damals sowas wie Ale auf Hibernia?
Die ham wohl kein Met gekannt :lol: oder nicht gemocht.
The Sarmatian
 

Beitragvon Bullenwächter » 14.12.2007 09:08

Die Aussage: "Jetzt warten wir auf den Frühling wo Gagelstrauch und Mädesüß im Überfluss zu haben sind..'' Wundert mich etwas, wo doch der Gagelstrauch auf der Roten Liste steht und bei uns in der freien Natur nahezu ausgestorben ist. (Zum Glück hab ich in meinem Garten welchen :twisted: :twisted: )

Die feine sirupartige Stammwürze heißt Maische! Stammwürze ist einfach ausgedrückt der Stärkegehalt (Zucker-)/Würzegehalt des Bieres vor der Vergärung. Vermutlich ein Fehler der Autoren beim übersetzen des Artikels.

Eine Handvoll Hefe dazugegeben... Nach experimenteller Archäologie hört sich das nicht an. Wo hat man in der Bronzezeit Hefe hergenommen? Dort gab es nur wilde Gärung mit Hefen aus der Luft oder den Brauzutaten (Getreide oder Kräuter). Man hat bis weit nach dem Mittelalter noch in den Sud gespuckt um den Start der Gärung zu unterstützen. Wie man jetzt erst weiß sind im menschlichen Speichel Enzyme, die die Gärung unterstützen.

Statt die Maische stundenlang zu kochen halte ich es für eher denkbar, daß man Brote bäckt, diese ins Wasser bröselt und wild vergären läßt, damit spart man sich das Mälzen der Gerste, das Rösten des Malzes und das Maischen (Kochen auf bestimmten Temperaturstufen um die im Malz enthaltenen Stärken in Zucker aufzuspalten, die von den Brauhefen dann erst verarbeitet werden können).

Anhand des Spiegelartikels habe ich nicht den Eindruck, daß sich die Experimentatoren ernsthaft mit einem wirklich historisch belegbaren Brauversuch beschäftigt haben. Das hört sich eher an wie Kinderkram: wir brauen mal auf martialische Weise und verkaufen das als wissenschaftliches experimentalarchäologisches Experiment.
Einzig der Nachweis, daß diese Kochgruben auch zum Bierbrauen hätten verwendet werden können ist ihnen, wenn auch wenig überzeugend, gelungen.
The day may be near when we must kill to conserve.
"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
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Beitragvon Chris » 14.12.2007 09:36

ich sag nur Kochgruben - das Thema scheint solche Pseudo-Experiment anzuziehen :twisted: :twisted:
Me transmitte sursum, Caledoni!
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Beitragvon Claudia » 14.12.2007 20:09

Und warum zum Geier muß man einen Holztrog in eine Grube stellen? Einen Holztrog kann man schließlich auch ohne Grube verwenden.
Was für ein Schwachsinn...
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Beitragvon alpenueberquerer » 12.07.2008 06:23

moin moin
bier, eins meiner lieblingsthemen

http://www.bier-lexikon.lauftext.de


aus wikipedia
Die Babylonier kannten bereits 20 Sorten Bier:

Acht bestanden aus Emmer mit etwas Gerste
Acht bestanden nur aus Gerste
Vier waren Mischbiere, in denen die Gerste überwog
Je mehr Emmer die Biere enthielten, desto teurer waren sie. Unter anderem gab es:

Dünnbier: ein wässriges Gerstenbier
Schwarzbier: ein preiswertes Gerstenbier, dem mitunter eine kleine Menge Emmer zugemischt wurde
Feines Schwarzbier: hier bestand die Maische aus 80 % geröstetem Emmerkorn und 20 % gekeimtem Emmerkorn
Feines Weißbier: Grundbestandteile waren Gerste und Emmer
Rotes Bier: bestand aus 75 % Gemisch und 25 % gekeimtem Emmerkorn, das Gemisch war Emmerbrot und geröstetes Emmerkorn, also reines Malz
Prima Bier: dunkles Starkbier mit gleichen Anteilen aus Emmerkorn, Emmerbrot und Emmermalz
Lagerbier: war vor allem für den Export nach Ägypten bestimmt und enthielt Emmer und Gerste
Nachbier: man schüttete Maischreste von Gerste- und Emmerbier zusammen und versetzte sie nochmals mit Wasser.

http://www.biermesse.de


Um 7000 vor Christus
Anbau von Emmerweizen und Gerste im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, im Becken von Tarim und der Senke von Lob-nor im chinesischen Sinkiang, im Mittellauf des Syrdarja (Kasachstan) sowie in Pandschab. Diese Erzeugnisse waren schon im Altertum die Grundstoffe zur Bierherstellung.



Um 4000 vor Christus
Die erste bekannte und erhaltene Darstellung des Brauens von Bier durch die Sumerer auf kleinen Tontaefelchen. Sie befinden sich heute im Louvre de Paris.



Um 3300 vor Christus
Aelteste bis jetzt bekannte Darstellung von Biertrinkern auf einer bemalten Vase aus Ton der Urukstufe. Fundort: Khafaje / Irak.



3. Jahrtausend vor Christus
Entstehung des Epos "Gilgamesch". In dieser Sage wird der Urmensch, genannt "Enkidu" durch den Genus von Bier und Brot erst zum eigentlichen Menschen.



Um 2500 vor Christus
Aelteste Aufzeichnungen ueber die Bierbereitung und Biersorten aus der Nasr- Gemdes- Periode. Im fruehsumerischen Sprachkreis nennt man die Bierbrote "Bapir" und das daraus entstandene Getraenk "kasch", woraus sich spaeter im slawischen Sprachkreis der Ausdruck " kwas " ableitete. Die Akkader nannten die Bierbrote " bapiru " oder auch in kurzer Form "piro", woraus sich spaeter in der slawischen Sprache das Wort " Pivo " entwickelte.



2. Jahrtausend vor Christus
Aeltestes bekannte Braueremblem ist die Spitzhacke des babylonischen Braugottes Marduk.



Um 1800 vor Christus
Der Kodex Hamurabi, die aelteste Gesetzessammlung der Welt, enthaelt unter anderem auch zwei Anordnungen über die Herstellung und den Verkauf von Bier, sowie Hoechstpreise und Umrechnungsbestimmungen von Getreide zu Bier. Die Stammwuerze der einzelnen Sorten wurde festgelegt, ebenso die Deputatmenge für die einzelnen Bevoelkerungsklassen. Diese Gesetzessammlung war auf einem Dioritstein mit Keilschrift geschrieben worden. Er wurde 1902 bei Susa / Irak gefunden und ist heute im Louvre de Paris.



Um 1600 vor Christus
Beschreibung einer altaegyptischen Brauerei auf einer Tontafel.

ende der zitate

also wenn im sechsten jahrtausend v. chr. sämtliche kulturtechniken aus dem fruchtbaren halbmond hier nach nordeuropa sickerten, dann doch sicherlich auch die kunst der gärung die ja eigentlich keine kunst ist sondern ein natürlicher vorgang zumindest in der hinsicht das sie die gärung sich ohne weiters von alleine in gang setzten kann.
denn wenn sich eins bestätigt, nämlich das alle kulturen ihre drogen hatten.
frage ich mich nur was haben die eskimos so zu sich genommen.
alleine der schlafmohnanbau in den gärten der jungsteinzeitler zeigt das vieles mitgebracht wurde wieso also nicht auch das bier.
frage: gibt es eigentlich hinweise in europa auf bierbrauen in der steinzeit.
zumindest gibt es met und im fürstengrab von hochdorf, in BW, eine weibliche hanfpflanze. hanfbier??? hmmmm haben das zeug vielleicht geraucht..........????
ich bin gegen drogen, damit hier keine fehlinterpretationen aufkommen.

theorie:
nach meinen erfahrungen mit dem entspelzen von gerste im experiment kann ich nur sagen das geht mit emmer und nacktweizen viel besser.
also taucht doch die frage auf ob die nicht einfach die gerste zum brauen genommen haben. die mengen von verbrannten gerstenkörnern könnten ja auch vom malzen kommen.
wie im anderen post schon beschrieben erst wird gemaischt und dann die maischreste der sau vorgeworfen.
so dann hätten wir also einen schönen klaren saubern und logischen kreislauf.
laßt mich nochmals schwelgen
junges hausschweineberfilet auf bärlauch wildmöhren gemüse mit specksoße, emmerbrötchen mit wildkümmel danach gemischte waldbeeren dazu gerstenbier
in diesem sinne
bestelle bier
bevor du durst hast
(ein freund)
alpenueberquerer
 

Beitragvon Krtek » 12.07.2008 09:23

How Bronze Age man enjoyed his pint
Declan Moore and Billy Quinn believe Bronze Age Irish men liked a beer
Bronze Age Irishmen were as fond of their beer as their 21st century counterparts, it has been claimed. Declan Moore and Billy Quinn have an ancient beer theory

The archaeologists' experiment is described in detail in next month's edition of the magazine, Archaeology Ireland.
http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/nort ... 941951.stm

Archaeology Ireland:
http://www.wordwellbooks.com/publisher. ... gy+Ireland
Krtek
 

Beitragvon ringot » 19.03.2009 15:54

Krtek hat geschrieben:How Bronze Age man enjoyed his pint
Declan Moore and Billy Quinn believe Bronze Age Irish men liked a beer
Bronze Age Irishmen were as fond of their beer as their 21st century counterparts, it has been claimed. Declan Moore and Billy Quinn have an ancient beer theory

The archaeologists' experiment is described in detail in next month's edition of the magazine, Archaeology Ireland.
http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/nort ... 941951.stm

Archaeology Ireland:
http://www.wordwellbooks.com/publisher. ... gy+Ireland


Dazu noch etwas: "Gerstensaft und Hirsebier, 5000 Jahre Biergenuß" Katalog zur Ausstellung in Oldenburg, bei Isensee Verlag ISBN3-89598-544-9.
Darin sind interessante Infos zum Thema.

J-L Ringot
Es gab ein Leben vor dem Game Boy!!!
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Beitragvon Roeland Paardekooper » 18.06.2009 19:04

Billy and Dec's Bronze-Age Beer

http://www.youtube.com/watch?v=dZ6K03ovxCM

Es gibt eine Schottische Archaeologin, Merryn Dineley, die sich spezialisiert in vorgeschichtliches Bierbrauen - suche zum Beispiel bei Oxbow fuer ihren Dissertation.
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Beitragvon LS » 18.06.2009 19:17

Hallo,
ich schließe mich der Meinung oben an:
Das Brauen ist bereits mit dem ersten Getreide nach Mitteleuropa gekommen, also mit der Neolithisierung. Ist ein altes Lieblingsthema von mir:
Für Scheiß-Getreidebrei würde man niemals diesen Aufwand betrieben haben, der für Feldwirtschaft im Atlantikum Mitteleuroas notwendig war. Dichtes Buschwerk überall und das Grunzen der Wildsauen ringsum.-->
"Es muss schon dieser (gelbe) Spezialsaft sein"

Gruß Leif.
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Beitragvon XorX » 18.06.2009 20:41

Ma merkt scho, wo du wohnst! :rhino:

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