Roeland, was genau brauchst du denn? Das neolithische Gebäude in Landersdorf ist Teil des sog. "Geschichtsdorfs Landersdorf", das bislang aus einem hallstattzeitlichen Gebäude nach einem Befund in Untermainbach (jetzt Schwabach) in Mittelfranken in den 1990er Jahren von der NHG errichtet wurde sowie dem neolithischen Gebäude, das sich an den Befunden von Pestenacker orientiert. In Planung ist ein bajuwarisches Gebäude. Hintergrund ist die archäologische Situation in Thalmässing (die Gemeinde, zu der Landersdorf gehört).
Träger ist ein Verein mit Sitz in Thalmässing.
http://www.landratsamt-roth.de/Portalda ... s-Info.pdf
Herr Loy ist eines der Mitglieder des Vereins und Besitzer des Grundstücks. Die Beratung beim Bau erfolgte durch die NHG und durch das Landesamt für Denkmalpflege. Die Auswahl des Pestenacker-Gebäudes erfolgte auf Rat von uns, da es das einzige Gebäude aus dieser Zeitstellung ist, bei dem der Befund Rückschlüsse auf die Innenausstattung/Nutzungszweck zuläßt. Bautechnisch hat es zudem den Vorteil, dass es rein optisch schon 'anders' aussieht als die klassische Stander/Lehm-Bauweise ( siehe "Keltenhaus"), da es eine reine Holzkonstruktion ist. Gleichwohl ist es nicht beliebig aus Pestenacker nach Landersdorf "versetzt" worden, sondern entspricht den Rückschlüssen, die man aus den Befunden der Grabungen einer neoltithischen Siedlung in Landersdorf ziehen kann.
Nachdem die ganzen Infotexte zum Haus etc ohnehin von mir sind: Im obigen Link ist bereits das Wesentliche enthalten, die Infotafel am Haus hat folgenden Text:
Rekonstruktion eines jungsteinzeitlichen Hauses
Die ältesten Hinweise auf eine Besiedlung im Gemeindegebiet von Landersdorf stammen aus der Jungsteinzeit. Dies ist der Abschnitt der Steinzeit, in dem die Menschen sesshaft wurden und mit Hausbau und Landwirtschaft begannen. Übersichtsplan der Grabungen in Pestenacker, Ldkr. Landsberg am Lech. Der Grundriss für die Rekonstruktion ist farbig hervorgehoben ( ?Haus 1? Zeichnung: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege).
In den Jahren 1988 bis 1991 führte die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg Grabungen auf dem Hinteren Berg in Landersdorf durch. Die Grabungsergebnisse belegten Siedlungen an dieser Stelle aus der späten Jungsteinzeit, der frühen Bronzezeit, der Urnenfelderzeit und des Mittelalters. Um 2800 v. Chr entstand eine jungsteinzeitliche Siedlung, deren Spuren heute in Form eines den Bergsporn abriegelnden Graben und von ehemaligen Vorratsgruben archäologisch nachweisbar sind. Die Überreste von tönernen Vorratsgefässen erlauben eine Zuordnung dieser Siedlung zur sogenannten ?Chamer Gruppe? (etwa 3500 bis 2700 v. Chr) , die nach den ersten bekannten Fundorten in der Oberpfalz benannt wurde. Unmittelbare Spuren der Häuser sind am Hinteren Berg nur in Form von Resten des Wandverputzes sowie Teilen einer Herdplatte vorhanden. Vergleiche mit anderen Siedlungsbefunden lassen jedoch auf Häuser in Blockbauweise schliessen, die Dächer mit Stroh oder Rinde gedeckt.
Eine jungsteinzeitliche Siedlung wurde bei Grabungen seit Ende der 1980er Jahre in Pestenacker, Gemeinde Weil, Landkreis Landsberg a. Lech in Oberbayern zu grossen Teilen aufgedeckt. Bemerkenswert ist dabei der Erhaltungszustand der Hölzer und der Grundrisse der Häuser. Die Bauweise der Siedlung in Pestenacker ist mit den Nachweisen am Hinteren Berg vergleichbar. Die Siedlung in Pestenacker wird der Altheimer Kultur zugerechnet, die etwas früher als die hier in Landersdorf nachweisbare Chamer Gruppe datiert.
Die Untersuchung der Hölzer ermöglichte eine Datierung des als konkreten Vorbild dienenden Gebäudes ( ?Haus 1?) in die Jahre 3546 / 45 v.Chr. Das Haus bestand etwa bis 3530 v. Chr. Es handelt sich dabei um das einzige vergleichbare Gebäude dieser Zeitstellung, dessen Befunde einen konkreten Rückschluss auf die Innennutzung ermöglichen. Das Haus war in seiner letzten Bauphase in einen Wohn- und in einen Stallbereich geteilt, die Spuren lassen auf Ziegenhaltung schliessen. Neben einem Windfang im Eingangsbereich befand sich der Ofen, der in Kuppelbauweise errichtet war. Weitere Hinweise lassen den Schluss zu, das entlang der Wand im Wohnbereich bankartiges Sitzmobiliar benutzt wurde. Konkrete Hinweise auf Schlafplätze fanden sich dagegen nicht.Das Gebäude wurde aus den verschiedensten Holzarten konstruiert. Birke, Esche und Eiche waren das hauptsächlich verwendete Material. Das Vorbild der Hausrekonstruktion Der Boden des ?Hauses 1? ist aufgrund der Lagerung in feuchter Ungebung sehr gut erhalten Der Boden des Gebäudes aus Birkenstämmen, darüber lag dann ein Lehmestrich, im Stallbereich mit Laubschüttung Die Wandkonstruktion bestand aus Holzbalken, die durch eine beidseitige Ständerkonstruktion gestützt wurden.
Vorgeschichtsdorf Landersdorf e.V. September 2005 mit Unterstützung durch Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e.V und Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München
Grüße
Hans
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."