"Graben für Germanien"

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"Graben für Germanien"

Beitragvon S. Crumbach » 02.03.2013 12:21

Ich bin schon sehr gespannt auf die Austellung "Graben für Germanien" in Bremen, die am 10.3 eröffnet wird. Es gibt ein paar spannende Vorträge und Führungen als Begleitprogramm.

http://www.focke-museum.de/de/sonderaus ... /germanien

Die ein Artikel zur Ausstellung (über Nachrichtendienst für Historiker
http://www.nfhdata.de/)

http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv ... a9e5d3b494
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Re: "Graben für Germanien"

Beitragvon Blattspitze » 02.03.2013 14:45

"Der schleswig-holsteinische Landesarchäologe boykottiert den Versuch seiner Bremer Amtskollegin, die Geschichte der NS-Archäologie aufzubereiten"
http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv ... a9e5d3b494
Dieser Satz ist eine ganz üble Frechheit von Hennig Bleyl / Taz. Es wurden lediglich keine Ausstellungsobjekte aus Haithabu ausgeliehen.
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Re: "Graben für Germanien"

Beitragvon S. Crumbach » 02.03.2013 15:12

Es ist eben die TAZ.

Aber unerfreulich ist das ganze schon. Ich bin gespannt auf mehr an Information.
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Re: "Graben für Germanien"

Beitragvon Blattspitze » 03.03.2013 17:59

Es ist ja nun nicht so, dass die "Aufarbeitung der NS-Archäologie" ein Desiderat in der Forschung wäre, da gibt es inzwischen jede Menge interessanter Arbeiten.
Als Reflexion und Nabelschau ganz interessant, aber eben bloß Forschungsgeschichte.
Über H. Jankuhn, und seine Rolle im Dritten Reich unter anderem als höchst erfolgreicher "Drittmittel-Einwerber" für Haithabu bei Himmler hat der Göttinger/Bremer Forscher Mahsarski bereits eine Diss verfasst. Hier eine aufschlußreiche Rezension:
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de ... 2012-4-145

Auch ganz interessant ist diese Magisterarbeit über einen Vergleich von Reinerth und Jankuhn:
http://kops.ub.uni-konstanz.de/bitstrea ... sequence=1

Aus dem Taz Artikel:
Mahsarski, der zum Bremer Ausstellungsteam gehört, spricht von einer "evidenten Lücke", die durch das Fehlen der Haithabu-Exponate entstehe. Zudem bedauert er eine "verpasste Chance": Die NS-Geschichte der Wikinger-Ausgrabungen sei öffentlich "noch nie groß diskutiert" worden.
Das Museum in Haithabu habe seinen kürzlich vorgenommenen Relaunch zwar für eine "hervorragende" Aufbereitung des aktuellen Forschungsstands genutzt - die NS-Prägung des Ortes werde Besuchern jedoch nicht vermittelt. Dabei stelle Haithabu für rechtsextreme Gruppen nach wie vor eine wichtige Bezugsgröße dar.

Eine "verpasste Chance" ist es natürlich besonders für Mahsarski persönlich, der sich mit seinem Forschungsobjekt (oder -subjekt?) besser ins Licht hätte setzen können?
Über eine viertelmillion € gab`s übrigens von der Volkswagen-Stiftung für die Forschungsarbeit und die Ausstellung, 150.000€ vom Bund. Volkswagen selbst hat ja auch eine Vergangenheit aufzuarbeiten ...

Ich bin eher dagegen, im Museum in Haithabu die vermeintliche "NS-Prägung des Ortes" in den Mittelpunkt zu stellen, dort sollte es vornehmlich um Wikinger und nicht um Nazis gehen. Andere Meinungen?
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Re: "Graben für Germanien"

Beitragvon pinguin » 03.03.2013 18:30

Forschung ist wichtig und die Aufarbeitung der dazugehörigen Geschichte auch. Ob dazu jedoch ein plakativer Schlagabtausch vorab in den Medien gehört, darf bezweifelt werden. Besser wäre ein Schwerpunktprogramm des Deutschen Archäologischen Institutes oder der RGK oder der DFG mit Tiefe, die alle bereits erarbeiteten Hinweise und Bearbeitungen der letzten 40 Jahre Aufarbeitung in den Kontext stellt. Das leistet eine Ausstellung in Bremen oder anderswo nicht. Es läuft ja schon viel an den Unis. Die Denkmalämter und Museen ziehen nach. Der Sachverhalt der SS Grabungen ist komplex und reicht von Olympia über den Vogelherd über die Heuneburg, den Glauberg, Nauen, die Externsteine bis nach Haithabu oder in die Ukraine. Der Mißbrauch von Wissenschaft gestern und heute muss thematisiert werden, sicher. Aber bitte nicht so, dass auch noch die living history Szene oder die Wikingerdarsteller wieder mal ins Eck gestellt werden. Mit der heissen Nadel genäht bringt das nichts.
Mal sehen wie die Ausstellung wird. Inhaltlich ist noch wenig bekannt und dazu sagt die TAZ ja kaum was.
Nächsten Samstag wird eröffnet.
pinguin
 

Re: "Graben für Germanien"

Beitragvon Hans T. » 03.03.2013 18:59

Nazivergangenheit aufzuarbeiten ist ja immer ein gutes Thema und bringt Fördergelder und Medienpräsenz. Deshalb vielleicht auch der Frust, dass Haithabu nicht mir "dabei" ist - denn dieser Ort ist bekannt und wäre/ist ein guter Anknüpfungspunkt. Forschungshistorisch ist er aber eigentlich nur eines: Langweilig. Grad die Grabungen in Haithabu sind lückenlos dokumentiert und die Originaldokumente haben die Kriegszeiten komplett überstanden. Hier gibts forschungsgeschichtlich nix zu deuteln oder zu verdecken, alles liegt offen da. Wer einen Grabungsbericht von 1937 immer noch nicht einordnen kann, ist schlicht selber schuld.
Ich bin der Allerletzte der sagen würde, "irgendwann muss mal Schluss sein", aber es gibt auch Bereiche, die schlicht langweilig und gehaltslos sind.
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Re: "Graben für Germanien"

Beitragvon S. Crumbach » 04.03.2013 10:54

Ich werde mir die Ausstellung am 16.3 ansehen - mit der Öffentlichen Führung. Vielleicht ist der Katalog schon vorher da. Spannend wäre zu wissen um was für Leihgaben es dann gegangen ist. Wie Hans schon geschrieben hat, die Dokumentation ist eigentlich üppig. Zeitgenössische Literatur ist auch problemlos zu haben.

Was die Thematisierung betrifft:
Im neuen Glauberg-Museum fand ich die kleine Ecke zur Forschungsgeschichte (mit den Fotos zum umklppen) ganz prima.

Die Ausstellung in Haithabu ist bestimmt eine eigene Diskussion wert.
Wenn man (von beiden Seiten des Zauns, ich habe zusammen mit Jörg Nadler zwischen 2004 und 2008 an einigen Veranstaltung im Haithabu-Museum - im Kostüm - teilgenommen) die Besucher und die Reaktionen beobachtet, kann man schon ins Grübeln kommen.
Schade ist natürlich, daß in der neuen Ausstellung weniger Exponate zusehen sind. Aber vielleicht sieht das die Gestaltungsfachwelt anders. Große Plakate im kostümierten Darstellern sind natürlich dekorativ .....
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Re: "Graben für Germanien"

Beitragvon Blattspitze » 05.03.2013 11:25

pinguin hat geschrieben:ein Schwerpunktprogramm des Deutschen Archäologischen Institutes oder der RGK oder

Wessen Aufgabe wäre denn die Beschäftigung mit der Nazi-Vergangenheit in erster Linie? Wessen Methoden sind dafür prädestiniert?
Eine Aufgabe für Archäologen oder für Historiker? Die oben von mir zitierten Arbeiten sind von Historikern. Ich bin unsicher, ob die ohnehin schmaler werdenden archäologischen Finanzmittel für ein solches Thema genutzt werden sollten.
Etwas anderes wären evtl. archäologische Spuren der NS Zeit, da wären mit archäologischen Methoden sicher interessante Erkenntnisse möglich. Man denke nur an die von Häftlingen versteckten schriftlichen Aufzeichnungen die in den 60ern in Polen bei Grabungen in KZs entdeckt werden konnten.
Hans T. hat geschrieben:Nazivergangenheit aufzuarbeiten ist ja immer ein gutes Thema
... .

Als historisch interessierter Mensch bin ich grundsätzlich ein Freund der Erinnerungskultur, grade auch was die NS Zeit angeht, aber ich habe große Zweifel, ob der zeitliche Abstand für eine echte "Aufarbeitung" schon da ist. Dieses Land ist zutiefst Nazi-hysterisch, Guido Knopp`s neue Folgen "Die Hunde der Frauen von Hitler`s Helfern" werden bestimmt grade gedreht.
Über die Nazis kann man sich, so scheint`s, ausschließlich in dämonologischer Sprache äußern, was eigentlich verheerend ist. Man lese die obige Rezension von Mahserskis Diss. noch einmal, bei Nazis gilt grundsätzlich "Im Zweifel gegen den Angeklagten", nur belastendes Material scheint erwünscht und interessant. Nur meine private Meinung.

S. Crumbach hat geschrieben:Spannend wäre zu wissen um was für Leihgaben es dann gegangen ist.

Sylvia, das finde ich auch höchst interessant. Könntes Du danach fragen, wenn Du die Ausstellung besuchst?
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Re: "Graben für Germanien"

Beitragvon S. Crumbach » 05.03.2013 12:08

Aber sicher, Blattspitze.

Ich persönlich interessiere mich besonders für Kontinuitäten und den Umgang mit Literatur/Ergebnissen. Besonders bei Recherchen zu Textilen kommt man kaum darum herum.
Einige meiner Hausarbeiten für mein Studium haben Themenstellung aus diesem Bereich.
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Re: "Graben für Germanien"

Beitragvon Hans T. » 06.03.2013 18:11

Aber grad Textilkunde ist ja ein gutes Beispiel wie die Zeitläufte die Interpretation beeinflussen und wer wann unter welchen Bedingungen mit welcher Qualifikation welche Thesen in die Welt gesetzt hat, die kaum wieder aus derselbigen zu schaffen sind. Das Ahnenerbe war ja nicht der einzige "Verein", der zielgerichtet, manipulierend und scheuklappig die Archäologie in Beschlag genommen hat. Deutschtümelnde Germanengrabungen sind ja älter und das Ahnenerbe hatte nur den "Vorteil" einer recht ansehnlichen finanziellen Grundlage. Das Fach selbst tut spätestens seit den 70ern (wenn nicht sogar früher) alles, um sich aus solchen Korsagen zu befreien. Ich frag mich echt, was den der aktuelle Erkenntnisgewinn der Ausstellung ist. Ausser das die taz impliziert, in Haithabu wären immer noch dunkle Mächte am Wirken. Was natürlich die pseudogermanischen Vollkasper als geringe Teilmenge der Wiki-Szene natürlich wieder freut. Mission accomplished, taz.

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Re: "Graben für Germanien"

Beitragvon Blattspitze » 06.03.2013 22:43

Naja Hans, wenn ich auch Deine Besorgnis teile, dass auch einige "Falsche"
profitieren könnten, -kaum eine Wissenschaft wurde derart von den Nazis
hofiert. Rasse, Gefolgschaft, Führer- und Kriegertum passte ihnen so gut in
den Kram und ließ sich so leicht gegenüber unkritischen "Ungelehrten" an
eher unansehnliche Funde kleben und dann mit suggestiven Rekonstruktionen
visualisieren. Ich würde daher einer solchen Ausstellung keinesfalls die
Berechtigung absprechen wollen. Besonders damalige Rekos und bildliche
Interpretationen werden wohl gezeigt.

Der Küchenpsychologe:
Die braunen Archäologen hatten (wenn sie denn überhaupt selbst an ihre
oberblonden "Supergermanen" glaubten) damals etwas, was heutige Archäologen
vielleicht insgeheim schmerzlich vermissen:
Archäologie wurde plötzlich eine zentrale Bedeutung für die damalige
Gesellschaft (damaliger Begriff, heute bäh: Volk) umgehängt und
das wurde auch offen so vermittelt, eine Sinnfrage für die eigene
Wissenschaft stellte sich nicht mehr.
Heute kann ja kaum jemand eine gute Begründung liefern, warum wir
Archäologie brauchen und finanzielle Mittel dafür locker gemacht werden
müssen.

Aber bestimmt ist so eine "Entartete Archäologie" -Ausstellung lehrreich
und interessant. Sie zeigt sicher: Es gab damals in der
Wissenschaft einige finstere Köpfe aber vor allem auch jede Menge
Opportunisten und Mitläufer, die sich dem Zeitgeist ergeben in
vorauseilenden Gehorsam gegenseitig überboten. Zum Glück sind ja
die Strukturen im heutigen Wissenschaftsbetrieb völlig anders und fördern
solches Verhalten nicht mehr, hihi...
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Re: "Graben für Germanien"

Beitragvon S. Crumbach » 07.03.2013 08:10

Hans,
das "das Fach" alles tut ist unbestritten.
Aber eine Ausstellung erreicht eine Öffentlichkeit, und wenn es auch nur eine Teilöffentlichkeit ist.

Relativ spontan fällt mit von Vorgängern (zu denen ich die Kataloge durchgearbeitet habe) ein:
Propaganda.Macht.Geschichte.
Archäologie an Rhein und Mosel im Dienste des Nationalsozialismus
Trier 2002

und zumindest für einen Teilbereich:
2000 Jahre Varusschlacht - Mythos
2009 Detmold

In einem ersten Bild vom Aufbau der Ausstellung (kam über das Focke-Museum Facebook-Angebot) sind einige Nachbauen von Fundestücken zu sehen, die um "germanischen Kunstkanon" eine zentrale Rolle spielen. Es ist für meine Begriffe sehr interessant wo und die Verwertung von archäologischen Funden in der Öffentlichkeitsarbeit gestaltet war. Ich konnte in einer meiner Hausarbeiten darstellen, daß eben diese Verwertungsformen Kontinität bis in aktuelle Zeit haben. Zu nennen wäre als Beispiel die Urgermanenthese, oder der unveränderte Fälische Typ in Westfalen.

Blattspitze: Politik ist auch die Überzeugung so darzubieten, daß Gelder für die eigenen Projekte fließen. Es lohnt nach Bewilligung und Inhalt zu sehen. Ob es nun die "Kulturhöhe" ist, oder "das Licht aus dem Norden". Benennung von vorgeschichtlicher Kultur als Ausdruck der Rasse lassen sich auch in Veröffentlichungen vor 1933 finden. Behn, F.: Altgermanische Kunst, München 1927, Textstelle unverändert in den Ausgaben 1930 und 1936. Aber was heißt das für die Interpretation? Inhalt oder hilflose Anpassung an ein System?
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Re: "Graben für Germanien"

Beitragvon Hans T. » 07.03.2013 18:12

kaum eine Wissenschaft wurde derart von den Nazis
hofiert


Naja, sagen wir mal von den Geisteswissenschaften, die der Ideologie in den Kram passte. So könnte man meinen. Hintergrund war aber eher das ständige Eigene-Suppen-Gekoche vom Reichsheini. Die Stiftung war (Originalzitat) das "Sammelbecken für alle kulturellen Bestrebungen des Reichsführers".
Im Prinzip folgte es der SS-Strategie, eine Parallel-Gesellschaft aufzubauen. Im Prinzip wurde nicht die Wissenschaft hofiert, sondern eine eigene Wissenschaft, unabhängig von den Reststrukturen, aufgebaut. Es ging nicht um Archäologie, das war nur eine Teil"wissenschaft", sondern gezielt um den Aufbau einer passenden Historie insgesamt. Das Ahnenerbe war vom ohnehin schon gleichgeschalteten Wissenschaftsbetrieb abgetrennt.

Besonders damalige Rekos und bildliche Interpretationen werden wohl gezeigt.


Ja eben. Und die waren zum Teil nicht mal schlecht und stellten schlicht den Forschungsstand dar. Das Fach hatte ab dem 9.5.45 dann solche Berührungsängste mit dem Thema Rekonstruktion, dass es eben bis in "unsere" Zeit dauerte, bis es wieder statthaft wurde.

Die Betroffenheitsfraktion wird auch aus dieser Ausstellung, die man besuchen wird, weils "gegen Nazis" geht, dann diese Bilder aufnehmen und als typische Nazi-Symbole aufnehmen. Und dann mach mal eine Baumsarg-Reko....

Das ist doch wie bei der Swastika-Diskussion: Beifall von der falschen Seite und Aggression seitens derer, die einen eingeschränkten Blickwinkel haben.

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Re: "Graben für Germanien"

Beitragvon S. Crumbach » 08.03.2013 06:20

Hans, die Aussage "stellt den damaligen Forschungsstand dar" greift für meine Begriffe zu kurz. Da ist eindeutig mehr zusehen als der Forschungstand.
Es gibt eine Arbeit dazu, die ich begeistert gelesen habe:
A. Mainka-Mehling: LebensBilder; Zur Darstellung des ur- und frühgeschichtlichen Menschen in der Archäologie, Remshalden 2008
Zumindest für einiges spezielle Punkte läßt sich Forschungsstand und Darstellung erkennen. Es gibt diese BZ Illustrationen, wo unter einem Schnurrock eine Art Unterrock dargestellt ist. Frau Mainka-Mehling sieht darin eine konservative Vorstellung (was bestimmt - auch - zutrifft). Es gab aber auch eine Kontroverse zwischen K. Schlabow und W. von Stokar zur Frage der Leinenunterkleidung. Wobei K. Schlabow die Wolle auf der Haut getragen vermutet,W. von Stockar nicht.
Außerdem wirkt nicht nur die "Hose an sich", sondern auch der Darstellungskontext. Wenn ein Bildwerk "Blut, Boden und Kulturhöhe" illustrieren soll, passiert das nicht nur durch den Text auf der Bildrückseite.
Noch eine andere Ebene ist, daß die Bilder als Abrufhinweise für Inhalte wirken können. Und wenn ich mir die populäre Literatur (insbesonder aus den 1960er - 1980er Jahren) genau ansehe, ist da so einiges lebendig.

Es wäre aber auch mal interessant, wenn vielen Menschem im Publikum auffällt wie verbreitet genau diese Bilder und flauschigen Identifikationsdarstellungen noch immer sind.
S. Crumbach
 


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