Zeitschienen vom Tullnertal ins Traisental

Moderatoren: Nils B., Turms Kreutzfeldt, Hans T., Chris

Zeitschienen vom Tullnertal ins Traisental

Beitragvon Dain II. » 14.02.2006 21:44

ZEITSCHIENEN vom Tullnerfeld ins Traisental
Archäologische Funde aus 20.000 Jahren

Im September 2000 begann das Bundesdenkmalamt mit den archäologischen Ausgrabungen auf der Neubaustrecke Wien - St. Pölten.
Die neue Eisenbahntrasse verläuft durch eine schon vor tausenden Jahren dicht besiedelte Kulturlandschaft. 20 Fundstellen am Südrand des Tullnerfeldes, im Perschlingtal und im Traisental liefern reiches Fundmaterial und sensationelle wissenschaftliche Ergebnisse.

http://www.stadtmuseum-stpoelten.at/
Infos zur Ausstellung unter "Allgemeines"

Ich und einige Freunde waren am Sonntag dort (man hat extra für uns aufgesperrt !) und ich kann die Ausstellung nur jedem der Zeit dafür findet empfehlen.

Die Highlights der Ausstellung:

Für die Altsteinzeit wurde ein Jägerlager mit Tierknochen und einigen Feuersteinklingen gefunden .

Für die Jungsteinzeit wurde ein Langhaus der Linearbandkeramiker sowie eine Kinderbestattung mit einem notenkopfverziertem Bombengefäß, einer Stachelauster (Spondylusklappe), einer Molluskenhalskette und ein Mahlstein mit Rötelspuren(!) gefunden.

Die Bronzezeitlichen Funde setzten sich aus einigen Körpergräbern und vielen schönen Tongefäßen und für die Urnenfelderzeit aus einer Torc-Niederlegung, ein oder zwei Holzkastenbrunnen in Blockbauweise, vielen Nadeln und anderem Schmuck zusammen und eine tordierte Omegafiebel(!) habe ich auch gesehen die in diese Zeit datiert wird.

Für die Hallstattzeit haben wir eine tönerne Back-bzw. Herdplatte, ein Mondidol und Kettfädengewichte von zwei verschiedenen Webstühlen mit Kreuz-, Strich- und Punktverzierungen auf der Oberseite.

Für Frühlatene haben wir aus Rassing gleich 4 Hügelgräber aus der Zeitstellung LTA2-LTB1 mit 3 Kriegerbestattungen und einem Frau-Kind-Grab in dem sich neben der Töpferware ein Eisenmesser, eine Spinnwirtel und eine Eisenahle mit kreisaugenverziertem Knochengriff. Die Krigergräber ähneln sich in der Bewaffnung mit gebogenem Haumesser, zwei Schwertern und Wurfspeerspitzen sowie Linsenflaschen und Bronzebügelfiebeln. Dabei hebt sich vor allem Grabhügel 1 mit der "Schwertscheide von Rassing" besonders hervor die im Bereich des Scheidenmundes auf der bronzenen Vorderseite mit Hakenmäandern und ähnlichen Ritzzeichnungen sowie mit einem übergeordneten Palmettenwedel mit beidseitig auslaufenden Tiermotiven, sie ähnelt im Ritzzeichnungsstil übrigens der Schwertscheide von Hallstatt.

In der Mittellatenezeit gab es dort eine Siedelung mit eingetieften Hütten und einem Ofen in Steinsetzung.

Für die Spätlatenezeit fand sich neben der Siedlung eine Ofengrube mit drei Brennofen mit Kuppelabdekung, mit tönnernem Rost (gelochte Tonscheiben und darunter zwei getrennte Brennkammern(!).

Für die Römerzeit gibt es die meisten Funde allerdings sind die bedeutensten die viele Terra Sigilata, Massenan Glasfunden (darunter ein spindelförmiges Balsamarium aus dem 4. Jhd) und dem Goldschmuck aus dem Gräberfeld von Saladorf der sich aus einem Fingerring mit Kästchenfassung, Elfenbeinperlen mit Blattgold, Goldperlen einer Halskette und Goldohrringen, verziert in Filigran- und Granulattechnik aus dem 3. Jahrhundert.

Für die Volkerwanderungszeit haben wir viele Langobardengräber mit dem Krieger-/Fürstengrab (?) in einem Baumsarg das einen eisernen Schildbuckel mit eiserner Schildfessel, Sax, Spatha, Lanzenspitze, Angospitze, Eisenmesser, Bronzepinzette, einen Feuerschläger, 2 Bronzenieten und eine Eisenschnalle für das Lederzeug des mitbestatteten Pferdes enthielt. Ausserdem fand sich in einem Frauengrab eine gläserne Linsenflasche mind. 4 wunderschönen und zum Teil ausgesprochen filigrane Glasperlenketten an denen eine Goldmünze (Solidus) sowie ein knöchener, kreisaugenverzierter, pyramidenförmiger Donaranhänger angebracht waren, eine Spinnwirtel, 2 S-Fiebeln, 2 Bügelfiebeln, Taschengehänge, verzierter Bronzeanhänger, 2 Bronzeringe, ein eisernes Wiegemesser ein Beinkamm, sowie Reste eines mit Silberfäden durchwirkten Prachtgewandes.

lg Stephan
Dain II.
 

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