"kritische Archäologie" / Atommüll Endlager

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"kritische Archäologie" / Atommüll Endlager

Beitragvon Blattspitze » 19.01.2013 22:45

Ich glaube, das war noch nicht Thema hier (?):
Es gibt eine relativ neue, theorie-lastige online- Zeitschrift:

Forum kritische Archäologie
"Wir als Wissenschaftler_innen sind dafür verantwortlich, die Grundlagen unserer Fächer kontinuierlich zu reflektieren und ihre Forschungsergebnisse, die letztlich auch Erzeugnisse der heutigen spätkapitalistischen und postkolonialen Welt sind, beständig in Frage zu stellen. Dies bildet die Grundlage einer kritischen Auseinandersetzung mit unseren archäologischen Fächern.

Kritische Archäologie meint zweierlei. Einerseits die in sozial- und literaturwissenschaftlichen Fächern als Ideologiekritik und Diskursanalyse bezeichneten Verfahren, die unter anderem in Kritiken des Androzentrismus, der Heteronormativität oder des Kolonialdiskurses ihren Niederschlag finden. Anderseits kann Kritische Archäologie, im Sinne des Aufstellens von neuen, theoretisch fundierten Vergangenheitsszenarien konstruktiv wirksam sein."

http://www.kritischearchaeologie.de/ind ... usAndScope

Die Namens- Ähnlichkeit von "kritische Archäologie" mit der berühmten "kritischen Theorie" der Frankfurter Schule Horkheimer`s, Adorno`s, Fromm`s, Marcuse`s, etc., dieser marxistisch - freudianischen Unterdrückten-Befreiungstheorien, ist beabsichtigt und Programm
(Der weisse Mann ist schuld ...).
Dennoch sind die Beiträge recht unterschiedlich und wenigstens z.T. auch für intellektuelle Tiefflieger wie mich lesbar.

Kommunikation über Jahr(hundert)tausende:
Abseits der in Neusprech verfassten und vor Fremdworten strotzenden anderen Beiträge fand ich eine Projekt-Ankündigung in C. Holtorf`s Artikel interessant:
Aus
Kritische Archäologie ist angewandte Archäologie
von Cornelius Holtorf
"....
Ein konkretes Beispiel bietet ein Projekt, das in
diesem Frühjahr seinen Anfang nehmen soll. Mit
Finanzierung durch die Firma, die im Auftrag der
schwedischen Kernkraftindustrie die sichere Endlagerung
schwedischen Kernabfalls besorgt (SKB),
werde ich mich über mehrere Jahre zusammen mit
einem weiteren Archäologen meiner Universität mit
der Frage befassen, wie man die von dem eingelagerten
radioaktiven Material über sehr lange
Zeiträume hinweg ausgehenden Gefahren zum Nutzen
künftiger Menschen(arten) am besten kommunizieren
kann. Für diese Aufgabe fühlen wir uns in
höchstem Grade kompetent. Als Archäologen sind
wir vertraut mit Kommunikation und deren Schwierigkeiten
über Zeiträume von tausenden und hunderttausenden
Jahren. ..."

http://www.kritischearchaeologie.de/fka ... view/14/23

Spannend, wie kommuniziert man wohl mit Intelligenten, ähh, Menschenarten(?) in hunderttausenden von Jahren?
Eine Granittafel mit einer eingemeisselten Bilder-Botschaft?

Ähnlich wie damals bei der Pioneer-Sonde mit Ausserirdischen?

Bild
http://www.thepunch.com.au/images/uploa ... eeruse.jpg
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Re: "kritische Archäologie" / Atommüll Endlager

Beitragvon ulfr » 20.01.2013 12:42

Blattspitze hat geschrieben:Spannend, wie kommuniziert man wohl mit Intelligenten, ähh, Menschenarten(?) in hunderttausenden von Jahren?


Ich fürchte, das ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Weder hat die Warnung vor der Regenbogenschlange spätere Generationen von Australiern daran hindern können, Uran aus den verbotenen Bergen zu holen, noch ließen sich Japaner davon abhalten, in Überflutungsgebieten zu bauen, obwohl steinerne Tafeln (!), aufgestellt nach der letzten "Welle im Hafen", eindeutig rieten: "Hier nicht!"

Wenn es nicht einmal gelingt, über einen Zeitraum von hundert oder noch weniger Jahren mit zukünftigen Artgenossen zu kommunizieren (Wie war es denn möglich, dass nur eine Generation nach dem ersten Weltkrieg mit seinen katastrophalen Auswirkungen die Kinder der Krieger in vollem Bewußtsein schon wieder Feuer an die Lunte legten?), wie dann über Äonen und Aberäonen?

Übrigens hatten mehrere Wissenschaftler, denen die Pioneer-Plakette mit der Botschaft vorgelegt wurde, Schwierigkeiten, sie zu deuten bzw. zu verstehen oder merkten an, sie sei u.U. mißverständlich, z.B. wegen der erhobenen Hand des Mannes. Jeder Tierfreund weiß, dass die erhobene Pfote nicht dasselbe meint wie die erhobene Tatze...
Die Sonde hat mittlerweile das Sonnensystem verlassen ...
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Re: "kritische Archäologie" / Atommüll Endlager

Beitragvon Blattspitze » 21.01.2013 17:38

"Hoffnungslos"? Moment, es geht um Kommunikation aber nicht per se ums verhindern.
Es wäre ja möglich, dass uns geistig und daher evtl. technisch weit überlegene Menschen(?) kein Problem mit dem Umgang mit radioaktiven Stoffen hätten. Es geht ja eigentlich darum, sich das Spektrum der möglichen Finder zu überlegen, also z.B. Gruppen die techn./sozial dem Mittelalter oder sogar früheren Zeiten vergleichbar wären als auch uns weit überlegene ... .
Eine möglichst universelle Botschaft oder viele für verschiedene Verständnis-Ebenen...?

Hmm ...
Du meinst, was auch immer man zu transportieren versucht, das Überraschungs-Ei wird auf jeden Fall geöffnet, nicht allein wg. eines Miß- oder Unverständnisses, sondern weil eventuell der Botschaft nicht geglaubt wird? Eine Waffe, die so gut versteckt und mit einem "Fluch" versehen ist, muss wertvoll sein?
Vielleicht sagt die Botschaft nachher mehr über uns aus, als Sie den anderen sagen soll?
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Re: "kritische Archäologie" / Atommüll Endlager

Beitragvon Jøran » 09.02.2013 19:23

ulfr hat geschrieben:Die Sonde hat mittlerweile das Sonnensystem verlassen ...


Und bald wird die Kriegserklärung von dem komischen blauen Planeten einen Schlachtkreuzer errreichen, der dann das Problem mit einem Erstschlag lösen werden. :mammut2:


(Sorry)

Jøran-Njål, der immer sein Handtuch bei sich hat.
Jøran
 


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