Die Dame von Buya

Beitragvon ulfr » 28.05.2008 16:41

Ja, Thomas, diese etwas kryptische Jahresangabe solltest Du nochmal spezifizieren, und - sorry fürs Klugsch........ - dann je nachdem auch das Gerben und die Kompositgeräte. Hütten, Flöße beim HE, Ok...., aber Gerben wird erst dem Neander zugeschrieben (Schaber/Kratzer mit Eichenrindensudrest von Königsaue) und Kompositgeräte gibt es meines Wissens auch erst bei diesen Herrschaften, zumindest was (Jagd)Geräte angeht.

Auch nix für ungut
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Beitragvon Thomas Trauner » 28.05.2008 17:40

Ulfr - ich habe da nur einen anderen Informationsstand, oder besser Informations-gedächtnis-stand.
Zugegebenermaßen habe ich hier das Gesamtleistungsspektrum, dass dem H.erectus im Laufe seiner Existenz zugeschrieben wird, dargestellt.
Ich bin mir jedoch sicher, ohne es jetzt genau herzukriegen, dass Pechreste auf h.erectus-zeitlichem Werkzeug vorliegen. Ebenso datiert (ich kann mich jetzt täuschen) der Eichenlohegärbungsrest nach Spät-Homo.erectus/Früh homo neanderthalensis.
Die Frage ist dann natürlich ob es in Europa h.erectus überhaupt gab. Da dreht sich ja das Namenskarusell mal wieder, ob er hier nicht doch ein Heidelberger war.

Die Zahlen: Na ja, je nach Publikation.
Z.Zt. wird h.e. mit 1,8 Mio als Zeitpunkt des ersten Auftretens in Afrika gehandelt, kann aber irgendwie nicht so sein, da der Fund aus dem europäischen Dsimansi wohl auch nach 1,8 Mio datiert wird. Zumindest nach bislang nicht korregierter Lesart der rein geologischen Datierung.
Mir ist da die alte Aussage von 2,3 Mio in Afrika für h.erectus jedenfalls immer noch sympathischer.
Ich gehe also für den h.e. von ca. 2.000.000 bis 250.000/200.000 aus. 100 Jahre hin oder her :D

Aber ich bin da überhaupt nicht beratungsresitent.

Thomas
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Beitragvon Thomas Trauner » 28.05.2008 17:53

Mark 77 - ich schrieb vom 10.000. Jahrhundert vor Christus, nicht von 10.000 v.Chr. Zugegeben kann man das leicht überlesen:roll:

Und zur Evolution: äh....so richtig linear....scheint sie nicht zu sein. Eher im.... Gegenteil...fast, nun ja, gemessen an geologischen Zeiten, sogar tatsächlich äh..sprunghaft und nicht "zielgerichtet."
X-verschiedene Arten in derselben Nische, scheinbar recht moderen Arten gehen schnell wieder unter, während im Vergleich "primitive" Arten, (Schildkröten, Pfeilschwanzkrebse) jahrmillionen unverändert überleben, Hundertausende von Jahren parallerer Existenz von verschiedenen Menschenarten, das alles sieht insgesamt nicht sehr nach "linearer" Entwicklung aus.
Jedenfalls nicht so richtig...also so nicht wirklich... irgendwie.

Thomas

P.S. Als Gott den Mann schuf, übte er noch.
Thomas Trauner
 

Beitragvon ulfr » 28.05.2008 20:17

Sorry, T.T., ich meinte auch das "10.000 Jh." mea culpa, lesen üben, und Du hast Recht: Die Flintklinge mit anhaftendem Eichenrindensubstrat stammt vom Fundplatz Neumark-Nord und wird auf 200.000 v.h. datiert, fällt also in die Zeit des HE. Obs wirklich vom Gerben stammt, sei allerdings dahingestellt... Jedenfalls meint der Ausgräber D. Mania, mit diesem Teil das älteste zusammengesetzte Gerät gefunden zu haben, er deutet die Verfärbungen an der Klinge als Reste einer Holzschäftung, und das Substrat habe sich beim Arbeiten zwischen Klinge und Schäftung gebildet. Hmmmm....

Das Birkenpech ist vom Fundplatz Königsaue, der mit etwa 80.000 v.h. mitten im klassischen Neandertalerbereich liegt. In Neumark-Nord meinte man, Birkenpech als Schäftungsmaterial gefunden zu haben, dies wurde aber mittlerweile nicht bestätigt, sondern es war eben das Eichenzeugs. Siehe auch http://home.arcor.de/cernunnus/akt-archiv06.html
Genug Haare gespalten, man kann das alles ja gar nicht behalten, und wenn man dann auch schon vergisst, wo genau mans nachlesen kann....

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Beitragvon Mark77 » 29.05.2008 01:36

Na Thomas, eine ungewönliche Schreibweise das mit dem Jh. Aber gut hab ich auch nicht gesehen!

Was das lineare angeht: natürlich sieht es auf einer größeren Zeitskala sehr sprunghaft aus.. v.a. wenn man die genauen Verwandtschaftsverhältnisse nicht kennt. Doch sollte man sich von dem Begriff >>Missing Link<< lösen, da z.B. aus dem A. afarensis nicht einfach "schwups" der H. habilis entstand. Sondern eigentlich ist das eine ganz lineare Evolution mit all ihren Aufs und Abs.
Eine punktualistische Evolution jedes Organismus wird auch heute nicht mehr anerkannt. Die Vorstellung eines gradualistischen Ablaufs der Evolution ist daher viel Einleuchtender. Dahinter verbirgt sich auch das "Evolutionäre Artkonzept" (siehe auch: Henke, W. & H. Rothe 1999. Stammesgeschichte des Menschen. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York.)
Mark77
 

Beitragvon Fridolin » 29.05.2008 08:06

Thomas,
wr sind wohl noch "Herren der alten Schule". Hat auch was ...

Grüße nach Nürmberg

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