3D scanning von Flint

Palaeozoologie, Palaeobotanik und alle archäologischen Hilfswissenschaften, sowie Methodendiskussionen innerhalb der Archäologie.

3D scanning von Flint

Beitragvon enrohs » 22.09.2013 09:42

Hallo,

hier http://www.lindensoft.de/3D/3d-scan-kratzer.html sind 3D scannings von einigen Objekten zu sehen. Wie ist es denn möglich, gebänderten Feuerstein, wie bei diesem Kratzer darzustellen?

Viele Grüße

Sven
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Re: 3D scanning von Flint

Beitragvon Godehardt » 22.09.2013 16:11

Hallo Sven,
bei Scan-Verfahren mittels Laser oder mittels kodiertem Licht (Structured Light) werden die Entfernungen der Punkte auf dem Gegenstand mittels der Abweichung der Laserlinien oder der Verzerrungen der Lichtstreifen gegenüber einer Geraden berechnet. Die Textur wird mittels eines Fotos erfasst und über das Punktnetz "gezogen". Abstandsbestimmungen und Fotos werden von einer Reihe von Positionen des Objektes zum Aufnahmegerät gemacht; die hieraus berechneten Teilansichten werden anschließend zu einer Rundum-Ansicht vereint.
Die erzielbare Genauigkeit hängt von der Qualität der Kalibrierfläche, der Kamera und dem Projektor (und den jeweiligen Objektiven) ab. Mit einer guten USB-Kamera und Makro-Objektiv sowie einem Projektor mit vorgesetzten Nahlinsen kann man durchaus auf die bei LindenSoft genannte Genauigkeit von 0,1 mm kommen (siehe auch die Posts mit Abbildungen meines Aufbaus im Forum zu DAVID-Laserscanner und meine früheren Posts in diesem Forum zu meinem inzwischen überholten System, mit dem ich Abrieb in Zähnen gemessen habe).
Gruß
Erhard
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Re: 3D scanning von Flint

Beitragvon FlintSource » 24.09.2013 20:40

Das geht nur wenn der Flint nicht zu glasig ist. Bei glasigem Material dringt das licht, unabhängig ob Laser oder Streifenlicht, in die Oberfläche ein und das Ergebnis sind doppelte Kanten und ein insgesamt sehr 'abgelutschtes' Aussehen. Das spielt bei Laser eine größere Rolle.
Genau wie es ohne Matte-Spray (Zyklododekan) unmöglich ist Glas oder hochglänzende metallische Oberflächen zu scannen. Drittes Problem bei Flint sind die extrem scharfen und häufig dünnen (und deshalb auch durchscheinenden) Kanten, das gibt immer wieder Fehler wie 'Tropfen' die mühsam wieder wegoperiert werden müssen. Wenn Du also Krzemionki-Feuerstein oder matter Jurahornstein nimmst und die Kanten sicht zu dünn/scharf sind, ist es ohne Probleme möglich Stücke wie der ein Kratzer zu scannen, eine Blattspitze aus Obsidian wird jedoch kein gutes Ergebnis geben.
Bei dem Modell des Kratzers ist es auch bereits zu sehen: Das Modell ist nicht strukturiert, zeigt jedoch doch deutliche Oberflächenunterschiede. Das liegt mit ziemlicher Sicherheit daran, dass die dunkleren Streifen im Flint glasiger sind und das Licht dort eindringen kann.
Auflösung ist, wie Erhard bereits bemerkte, eine Frage des Geräts. Beim Zahnarzt mit einem Spezial-Scanner von einer süddeutschen Firma anfangend mit B, sind Auflösungen von 20 Mikron kein Problem.
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
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Re: 3D scanning von Flint

Beitragvon Godehardt » 25.09.2013 16:43

Ja, die Transparenz stellt ein Problem dar. Allerdings kann man bei nur leicht opalisierenden Gegenständen eventuell durch die Wahl der Farbe des Lichtstrahls bessere Ergebnisse erzielen. Bei manchen Programmen wie DAVID-Laserscanner kann man bei der "Structured Light"-Methode zischen weißem Licht und den einzelnen Grundfarben wählen. Die Textur wird ohnehin hier mit einer anschließend gemachten Farbaufnahme erfasst. Das Problem der Durchlässigkeit ergibt sich schon bei besagten Zähnen, da hier weißes Licht unterschiedlich tief in den Zahnschmelz geht. Hier hat mir blaues Licht geholfen.
Gruß, Erhard
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