C14+Dendro-"Crash"

Palaeozoologie, Palaeobotanik und alle archäologischen Hilfswissenschaften, sowie Methodendiskussionen innerhalb der Archäologie.

C14+Dendro-"Crash"

Beitragvon Blattspitze » 06.01.2011 21:52

Ich hatte jüngst eine nervige Diskussion mit einem Fan der "Grenzwissenschaften" und Anhänger diverser Verschwörungstheorien.
Dieser Zweifler ist zutiefst von vermeintlich nichtexistenten "Phantom-Zeiten" überzeugt und agumentierte stets mit diesem Buch, das C14 Methode und Dendrochronologie generell in Frage stellt (4,6MB):

http://www.paf.li/c14crash.pdf

Seite 9-13 gibt einen kurzen Einblick...
Ansonsten der Klappentext:

"Wie alt ist dieses Buch? Diese Frage beantwortet das Impressum. Wie alt ist ein ausgegrabenes Fundstück? Darauf kennen die Historiker allzuoft keine Antwort. Die Not, angesichts solcher Datierungsprobleme erklärt, warum vor allem Historiker die Einführung der C14-Methode vor fast einem halben Jahrhundert enthusiastich begrüßt haben. Und sie erklärt auch, warum an dieser Methode bis heute - trotz katastrophaler Fehldatierun- gen und trotz grundlegender methodischer Probleme - so beharrlich festgehalten wird.

Die radiometrischen Chronologien waren noch keine zehn Jahre alt, da mußten die Wissenschaftler einge- stehen, daß zentrale Annahmen der C14-Methode falsch sind. Sie galt nur deshalb weiterhin als praktikabel, weil binnen weniger Jahre ein Korrekturmaßstab vorgelegt wurde: die berühmte kalifornische Borstenkiefer. Dieses Buch deckt auf, daß diese Baumringchronologie auf unhaltbren Voraussetzungen für die C14-Methode beruht. Über diesen Zirkelschluß werden alle C14-Chronologien der Historiker stürzen.

Auch die europäische Baumringchronologien stehen damit in Mißkredit, erstens, weil sie von der kalifor- nischen abgeleitet worden sind, zweitens, weil sie eine Dynamik der Umweltbedingungen aufdecken, die tödlich für die C14-Methode ist. Es kann somit gar keinen Kalibriermaßstab für C14 geben.

Der Physiker Christian Blöss und der Technikhistoriker Hans-Ulrich Niemitz haben die Entstehung und die Leistungsfähigkeit von C14-Methode und Dendrochronologie, vor allem aber ihre wechselseitige Abhängig- keit durchleuchtet. Sie legen mit diesem Buch eine wissenschaftliche Analyse und zugleich eine Wissen- schaftsanalyse vor.

Das Ergebnis ist sensationell: Unser chronologisches Fundament beruht auf Trugschlüssen und muß neu gelegt werden. Alle C14- und Baumringdaten sind zu revidieren. Nach der Befreiung von chronologischen Irrtümern, die sich aus der Verwendung von C14 und Dendrochronologie ergeben haben, wird sich unser Geschichtsbild auf wesentlich kürzere Zeiträume gründen als bisher."


Frage u.a an unsere "Hauptberuflichen": Gibt`s eine "offizielle" Reaktion darauf?
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Beitragvon ulfr » 07.01.2011 09:54

Als "Nicht-Hauptberuflicher" will ich auf einen rein fachlichen Beitrag verzichten, allerdings unterstützt einer der Autoren - Niemitz - den umstrittenen Autor des Buches "Das erfundene Mittelalter", Herbert Illig, außerdem sympathisiert er offenbar mit der "Neuen Germanischen Medizin" des unsäglichen Pseudo-Dr. S.G. Hamer. Einen link setze ich hier aus Sicherheitsgründen nicht, Näheres per PM.

Ich wäre da seeeehr skeptisch, ja sogar vorsichtig!
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Beitragvon LS » 07.01.2011 12:18

Moin Marquardt,
ich versuch´s mal in aller Kürze:
Neben der Dendrochronologie gibt es andere absolutchronologische Kalibrierungsmöglichkeiten, wie die Warvenchronologie oder die Rückrechnung historisch überlieferter Ereignisse (z.B. Sonnenfinsternisse) und Erdbeben. Die Berechnungen, gemessenen Signale etc. decken sich stets bestens mit den Chroniken.
Vermutlich geht es im Buch mal wieder um die seit den 90er Jahren wiederholte vermeintliche Diskrepanz der 14C- und Dendrodaten zu frühen Kalendern, verbunden mit Geschwafel über die Dark Ages der Antike und des Mittelalters. Es gibt aber weder ein völliges Fehlen von Sachquellen zu irgendeiner Zeit, noch eine kalendarische Diskrepanz, sofern nicht simple Rechenfehler bei der Interpretation des Schaltkalenders wiederholt werden. Dieser Rechenfehler wurde vor Jahren mal in einer AiD-Rezension auf einer einzigen Seite auseinandergenommen. Muss Ende 90er gewesen sein, hab leider keine Notiz mehr dazu. Mehr braucht man dazu wohl nicht zu sagen...
ansonsten gibt es auch hier was dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Erfundenes_Mittelalter

Gruß L
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Beitragvon Nils B. » 07.01.2011 14:10

Allgemein bei diesen ganzen, oftmals unter dem reißerischen Begriff 'Verbotene Archäologie' firmierenden Werken ist die grundlegende Verschwörungsthorie, daß alle Historiker und Archäologen jene Ergebnisse und Datierungen geheimhalten oder (ob aus Unverständnis oder gar 'böser Absicht') verfälschen würden, welche - nach Meinung des jeweiligen Autoren - zum Beispiel:

- die Ideen des Kreationismus belegen

- die Existenz untergegangener Mega-Zivilisationen beweisen

- für die sogenannte Prä-Astronautik sprechen

würden.

Manche Autoren dieser 'Szene' sind, denke ich, harmlos und ergehen sich in 'Was wäre wenn'-Gedankenexperimenten, ohne auf eine definitive Richtigkeit ihrer Entdeckungen zu bestehen. Quasi Indiana Jones-Niveau.

Andere wiederum unterstützen mit ihren Werken aktiv Ideologien, wie den vorgenannten Kreationismus oder rechtsromantische Rassentheorien.
Ulfr hat ja hier bereits das Stichwort "Neue Germanische Medizin" gebracht.

Kann also nur jedem raten, auch wenn es bisweilen unangenehm ist, sich immer mal wieder auch über die aktuellen Strömungen, Namen und Strukturen in diesen Szenen zu informieren, welche die Geschichtswissenschaft tangieren, beispielsweise auf den Webseiten des BKA, damit man weiß, mit wem man es zu tun hat, sollten solche Leute - ob rein medial oder gar persönlich - vorstellig werden.
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Beitragvon Blattspitze » 07.01.2011 16:01

Herzlichen Dank.
Macht Euch bitte keine Sorgen, ich bin weder Eso-rechts gefährdet, noch möchte ich andere durch unreflektiertes posten von links mit gefährlichen Einflüssen verführen, und das mein Post so "klingen" könnte war mir nicht bewusst.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass in diesem Board z.B. "Atlantiden" - Darsteller teilnehmen, oder über kataklysmische Dechsel dikutiert wird.?

Mein Interesse gilt allein einer möglichen Reaktion seitens der Fachwissenschaft, da der o.g. Diskussions-Kombattant der festen Überzeugung war, auch etablierte Fachwissenschaftler (!) würden sich in Details auf eben dieses Buch berufen? Er hat auch einen Namen genannt, den ich hier allerdings nicht posten werde ...
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Beitragvon Nils B. » 07.01.2011 16:14

Macht Euch bitte keine Sorgen, ich bin weder Eso-rechts gefährdet, noch möchte ich andere durch unreflektiertes posten von links mit gefährlichen Einflüssen verführen, und das mein Post so "klingen" könnte war mir nicht bewusst.


Klang nicht so und wurde auch nicht so gedacht^^
Aber wenn jemand beim Surfen zu dieser Thematik über Google hier landet, halte ich entsprechende Gegen-Statements für nicht verkehrt.
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Beitragvon Blattspitze » 07.01.2011 16:17

O.K. Nils, versteh`ich!
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