von Thomas Trauner » 29.07.2010 10:42
Ich habe jetzt die Germania noch nicht gelesen, kann mich aber noch grob an die Aussagen des Österreichischen Kriminalers erinnern, der erstmals aus der Sicht eines Kriminalfachmannes die Leiche begutachtete.
Ich denke, die genaue Todesursache wissen wir erst nach einer Publikation.
Nach meinem Dafürhalten ist dies aber, ich meine das jetzt nicht spitzfindig, von eher akademischem Interesse.
Ich denke, dass die Gesamtsituation dem Mann keine Chance ließ, die Täter waren offensichtlich darauf aus, ihn zu töten.
Ob nun der Schlag auf den Kopf nur die Leidenszeit nach dem Treffer mit dem Pfeil verkürzte oder der Schuss alleine zum Tod geführt hat ist letztlich egal.
Allerdings denke ich, dass der Schuss sehr wohl eine Arterie verletzte, die zumindest zu einer Einblutung und damit zur Eintrübung und Bewusstlosigkeit geführt hätte. Ohne Hilfe, die wohl auch mit damaligen Mitteln nicht gegeben werde hätte können, wäre der Mann wohl auch ohne dem Schädeltrauma verstorben.
Zum Pfeilschuss. Ich habe immer das Gefühl, dass die Wirkung von Pfeilschüssen nicht richtig eingeschätzt wird. Was bei Treffern mit Pfeilen (fast) immer fehlt, ist die Schockwirkung eines modernen Geschosses. Soll heißen, bei einer modernen Schussverletzung ist alleine die Gewalt des Einschlages so stark, dass dies zum Versagen des Kreislaufes führen kann.
Das exakte Treffen von Organen, (Stammhirn, Herz) dass sofort zum Tod führt, ist bei Pfeilschüssen sehr schwer möglich. Ausserdem fehlt, wie gesagt, die Schockwirkung. Je nach Entfernung kann der Einschuss auch rein von der Kraft her nicht ausreichen, selbst bei Hirn oder Herztreffern zum sofortigen Tod zu führen. (Es handelt sich ja auch im Fall vom Hauslabjoch um eine gestielte, dreieckige Spitze, bei der die Einschlagkraft schräg abgeleitet wird) Es gibt immer wieder Fälle, dass Stichverletzungen im Herz oder sogar Hirn vom Opfer erst gar nicht bemerkt wurden (!).
Zweitens ist der Blutverlust nach außen bei anderweitigen Treffern im Körper auch bei Breitschneidigen Spitzen immer noch relativ gering.
Der Mann erlitt keinen Durchschuss, die Wunde wurde durch den Schaft „verschlossen“.
Damit ich richtig verstanden werde, ich bin kein Spezialist, meine Kenntnisse bewegen sich nur innerhalb der Erfahrungen von Rettungsdienstmitarbeitern. Zu unterschätzen sind Pfeil und Bogen keineswegs. Aber wir sollten auch nicht vergessen, dass die Bogenausstattung nicht unbedingt zu modernen Spitzenleistungen fähig war.
Zum Motiv:
Ich komme um den Verdacht nicht herum, dass rein persönliche Motive eine Rolle spielten, die eher auf emotionalen Gründen basierten.
Der Mann sollte getötet werden. Nichts anderes. Keine Gefangennahme, kein „Verhör“, kein Raub.
Das Ziel war seine Beseitigung.
Indizien: Keine Wegnahme von Besitz, Kontaktaufnahme mit dem Sterbenden, das Wenden des Mannes, um seinen Zustand zu überprüfen, Schläge auf den Kopf und letztlich Verweigerung einer Bestattung.
Eine zufällige Begegnung mit den Tätern halte ich aufgrund des Tatortes, der wohl auch in etwa der Fundort ist, für sehr unwahrscheinlich. Der Schuss kam wohl aufgrund der Eindringtiefe des Pfeils aus einer Entfernung von mindestens 25 m. Von hinten. Wenn wir es nicht mit äußerst kaltblütigen Tätern zu tun haben, die einfach auf alles schossen, was ihnen vor den Pfeil kam, müssen wir davon ausgehen, dass der Mann verfolgt wurde und zwar von Menschen, die ihn kannten. Deren Vorgehen war wohl geplant, sie waren hinter ihm her. Ihr Handeln geschah in Tötungsabsicht, also bewusst. Fehlt für den Mordvorwurf nur noch der niedrige Beweggrund.
Notwehr war es aufgrund der Schussrichtung keine (mehr).
Raub war es nicht, Vertuschen einer Straftat wohl auch nicht, da die Leiche in diesem wohl beseitigt worden wäre. Bleibt Rache oder Vergeltung. Und das werden wir wohl nicht mehr erfahren, vor allem wenn wir bedenken, dass Rache oder Vergeltung inhaltlich in einander übergehen und sehr wohl sehr lange Grundlage für die Ahndung von Verbrechen waren oder sind.
Allerdings stellt sich bei Ahndung die Frage, warum dann kein Beweis der Beseitigung des „Verbrechers“ mitgenommen wurde.
Die Annahme, dass vielleicht doch, z.b eine Geisel, die der Mann mit sich führte, oder ein bestimmtes Diebesgut, wieder zurückgebracht wurde, wäre methodisch nicht zulässig, da dies eine zusätzliche Theorie wäre, die die Theorie „Ahndung“ unterstützen würde.
Zusammenfassen würde ich sagen, euer Ehren, es handelt sich um eine bewusste Tötung. Das Motiv wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit im emotionalen Umfeld befinden. Ob es nun noch „ehrenwert“ war oder nicht müssen wir dahin gestellt lassen.
Ich danke für die Aufmerksamkeit.
Thomas