Fischkonsum und Datierung von menschlichen Knochen

Palaeozoologie, Palaeobotanik und alle archäologischen Hilfswissenschaften, sowie Methodendiskussionen innerhalb der Archäologie.

Fischkonsum und Datierung von menschlichen Knochen

Beitragvon KatrinA » 18.06.2010 09:15

Hallo,
mal eine Frage von einer interessierten Nichtwissenschaftlerin:

In diesem Artikel geht es um die identifikation und Datierung der Gebeine von Königin Edith, der ersten Gattin von Otto I. Ich weiß, out of era, aber mich interessiert eine allgemeine Frage.
http://chronico.de/erleben/wissenschaft/0000543/

Der hohe Fischanteil führte allerdings zu einer zeitlich verzehrten Datierung der Knochen bei der C14-Untersuchung. Die beauftragten Labore in Kiel und Mannheim kamen annähernd zum selben Schluss: Die Knochen erscheinen in der Untersuchung 200 Jahre älter als das von Editha überlieferte Todesdatum. Der konsumierte Fisch führte, so die Erklärung, zu einer Beeinflussung der Kohlenstoffisotope in den Knochen. Ob dies auch zu Verzerrungen bei anderen Datierungen geführt haben könnte, steht nun nur nebenbei im Raum.


Weiß jemand mehr zu diesem Phänomen?
Grüße
Katrin
(die sich jetzt fragt, ob ihr hoher Fischkonsum sie vielleicht haltbarer macht...)
:fisch:
KatrinA
 

Beitragvon Fridolin » 18.06.2010 09:38

Ein ähnlicher Fall...

Neue C-14-Daten verfeinern altägyptische Chronologie
...........
So fanden die Wissenschaftler um Bronk Ramsey heraus, dass ihre 14C-Daten von einer systematischen Verzerrung betroffen sind, die an die altägyptische Wirtschaftsweise geknüpft ist: Landwirtschaft wurde damals hauptsächlich nach der alljährlichen Nilüberschwemmung betrieben, weshalb die Ernte im Winter stattfand. Die Radiokarbonmessungen liefern dadurch stets einen Zeitpunkt, der 19 Jahre vor dem tatsächlichen Alter liegt...............

http://www.wissenschaft-online.de/artikel/1036360


Hier könnte der mit dem Nilschlamm umgelagerte Kohhlenstoff ein etwas älteres Alter vortäuschen. Aber wie kommen die auf exakt 19 Jahre?

Grübelnd

Fridolin
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Beitragvon Andreas K. » 18.06.2010 12:49

Die Abweichungen bei Ernährung mit (Meeres-)Fisch könnten was mit dem unterschiedlich hohen Gehalt von C14 in der Luft und im Meerwasser zu tun haben. Im Seminar zur Grabungstechnik in der UFG an der Uni wurde, wenn ich mich recht erinnere, mal am Rande angemerkt, dass der C12-Gehalt im Meer höher ist als in der Luft. Damit wäre in den Ozeanen weniger C14, was eine ältere Datierung zur Folge haben kann. Wie stark der Einfluss ist, war damals noch nicht bekannt. Leider kann ich dazu keine Literatur empfehlen, wie gesagt kam es eher im Nebensatz in einem Seminar vor. Da ich es selber nicht überprüft habe, kann ich auch über die Richtigkeit keine Aussage treffen.
Geschichte geht durch den Magen
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Beitragvon Mela » 19.06.2010 16:55

Das klingt schlüssig, Andreas - wobei ich gelernt habe, dass Knochendatierung eh immer eine höhere Unsicherheit aufweist, als diese postulierten 200 Jahre.
Allerdings arbeiten die C-14-Labors daran gerade intensiv und, wie es scheint, erfolgreich. Zumindest meinte eine Bekannte aus dem Labor in Zürich, dass sie wohl schon bald auch Knochen "genau" datieren können. Über Seefisch hatte sie aber nix gesagt, bei uns ist das ja auch nicht soooo ein Thema :wink:

Liebe Grüsse

Mela
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Beitragvon hunasiensis » 19.06.2010 18:20

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