Danke, Wulf,
die Diskussion über dieses Aussterbeereignis hat mittlerweile eine Richtung angenommen (u.a. siehe
www.geschichtsforum.de), die zu einem Glaubenskrieg ausartet.
Dabei zeigt sich das übliche Problem, dass mal wieder Zusammentreffen und Zusammenhang verwechselt werden. Das geht soweit, dass diese Blitzkrieg-Theorie sämtliche anderen Indikatoren ausblendet, sich z.b. immer wieder nur auf Amerika, insbesondere die USA, einschießt. Andere zeitliche Abläufe und andere arch. Artefakte und Daten aus Eurasien werden ausgeblendet.
Deswegen ist dieser Artikel sehr nützlich.
Sie ist sehr clever mit der Anzahl von Pilzen den Dung und damit die Population der Großsäuger zu berechnen und damit die chronologische Abfolge der Ereignisse zu verifizieren.
Wundern tut mich das Ergebnis nicht. Generell wird die doch recht lange Zeitdauer von Aussterbeereignissen falsch eingeordnet, nicht nur die innerhalb der letzten Eiszeit. Wenn von "geologisch" oder sogar "archäologisch" kurzen Zeiträumen gesprochen wird, wird dies oft falsch als "innerhalb von wenigen menschlichen Generationen" verstanden.
Unterschätzt wird ausserdem die Komplexität der Umweltbedingungen.
Der ökologische Einfluss des Menschen wird heillos überschätzt.
Arch. Fakten (Knochenfunde, Waffenentwicklung, Siedlungsdichte etc.) werden ignoriert.
Man folgt lieber erneut der Methode, moderne Ängste oder auch Fakten auf prähistorische Zeiten zu übertragen. Jede in der Vergangenheit festgestellte Veränderung wird immer wieder mit den selben Grundideen erklärt. Bei kulturellen Änderungen wurde lange mit "Blitzkrieg" irgendwelcher mächtigeren Völker (Imperalismus) argumentiert, Katastrophen von außen (Meteore) tauchen als Lebensbringer oder Vernichter auf (Beginn der Raumfahrt, Angst vor dem Atomkrieg) oder jetzt eben der Mensch in einer Mischung aus Blitzkrieger und Naturzerstörer (aktuelle Lage).
Dass die Erde dauernd verändernden Umweltbedingungen ausgesetzt ist, Leben in jeder Form Teil dieser nicht zielgerichteten Natur ist und demzufölge dauernden Wechsel ausgesetzt ist, wird einfach nicht ausreichend genug als Grunddata akzeptiert.
(Das hat jetzt nichts mit der "Gaja"-Theorie zu tun, ganz im Gegenteil.)
Wie oben schon gesagt, die übliche, sagen wir mal, unvorsichtige oder vorschnelle Interpretation von Korrelationen ist von der Methodik her auch keine Hilfe.
Wie auch immer: Fakten zählen, viele Fakten ergeben ein Bild. Das ist halt nun mal die Grundlage eines modernen, aufgeklärten Weltbildes.
Die Prähistorie ist einfach keine Projektionsfläche für moderne Wünsche oder Ängste.
Fehlt nur noch, dass für diesen Blitzkrieg ausschließlich die Männer verantwortlich gemacht werden, da ja die Muttergottheiten in Form der Venusdarstellungen bekanntlich im Gravettien enden und in den USA überhaupt nicht auftauchen.
Nun gut.
Thomas