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Die Mahnung der Vorfahren

BeitragVerfasst: 18.04.2011 20:34
von ulfr
Über 600 Jahre alte Steininschriften in Japan warnen vor Tsunamis und sind von Gras und Moos überwuchert - Katastrophen sind nach 3 Generationen vergessen:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 22,00.html

Re: Die Mahnung der Vorfahren

BeitragVerfasst: 19.04.2011 08:17
von Bullenwächter
Wie wahr, wie wahr ... Aber auch ständige Wiederholungen von Naturkatastrophen und deren Warnungen scheinen die Menschen nicht davon abgehalten zu haben ihre Häuser weiterhin in Überschwemmungsgebieten zu bauen:

Bild
Hochwassermarke in Hannoversch-Münden
Quelle:Wikipedia-Commons http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... ackhof.jpg

Bild
Hochwassermarke Limburg an der Lahn
Quelle: Wikipedia-Commons http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... imburg.jpg

Man beachte die Pegelstände vom 24.07.1342!

Wenn man sich dann ansieht, wie viele Neubaugebiete auf historisch bekannten Überschwemmungsgebieten entlang des Rheins und anderen Flüssen in den vergangenen Jahrzehnten ausgewiesen wurden, dann wird mir klar, die Menschheit hat auch nach fast 1000 Jahren dokumentierter Überschwemmungskathastrophen nix gelernt.

Warum aber auch, die meiste Zeit ist das Wasser eh nicht da.

Re: Die Mahnung der Vorfahren

BeitragVerfasst: 19.04.2011 08:37
von ulfr
Das Risiko scheint über den Vorteilen schnell vergessen - nur allzu menschlich? Gäbe es überhaupt Fortschritt und Entwicklung, wenn nicht ständig bei der Abwägung des Verhältnisses zwischen Profit und Gefahr letztere ausgeblendet würde? Oder ist unsere Spezies größtenteils zu kurzsichtig, faul, bequem und gierig? Natürlich ist es für einen Fischer ziemlich blöd, wenn er 3 km zum Bootssteg laufen oder fahren muss, aber bevor ich das nachgewiesene und im Falle der Mahnsteine auch noch explizit erklärte Risiko gehe, dass nach der nächsten Hafenwelle der Hafen weg ist, würde ich das doch in Kauf nehmen und auf den Hügeln wohnen. Ich fange deswegen ja nicht weniger Fische ...
Naja, eigentlich müßig - wir alle setzen uns tagtäglich diesem Dauerexperiment aus.

Re: Die Mahnung der Vorfahren

BeitragVerfasst: 27.04.2011 22:31
von Gerald der Uhl zu Wilhaim
In modernen Zeiten scheint das Langzeit-Generationengedächtnis auch immer kürzere Zeitepochen einzunehmen.

Was früher alle 70-100 Jahren normal war und gefürchtet wurde, ist vollständig verdrängt.

Ein Beispiel aus unserer Stadt...
1999 Hochwasser nur unter massiven Einsatz konnte eine Überflutung vom Kern der Stadt verhindert werden. (ähnliches geschah 1965, 1974...)
Neubaugebiet: 2004 in der nähe der Ammer...
Überflutungen 2010....

viel zum Kurzzeitgedächtnis und der Problematik ortsfremder Anwohner.....

Re: Die Mahnung der Vorfahren

BeitragVerfasst: 28.04.2011 08:52
von Turms Kreutzfeldt
Ich habe gestern einen von Yukis Freundin selbst aufgenommenen Film von der Flutwelle gesehen: Innerhalb einer Minute war ein dichtbesiedeltes Tal einfach verschwunden. Unglaublich. Die Leute weinten im Hintergrund. Die Schutzmauern an Flussmündungen und Häfen waren 8 Meter hoch und aus Beton, vorneweg noch Wellenbrecher !!!

Die Japaner sind auch nicht so gelassen, wie unsere Korrespondenten versuchen, ein Bild zu vermitteln. Es brodelt gewaltig unter der Oberfläche.

Unsere private Evakuierungsmaßnahme aus Tokio wurde zu Ostern abgeschlossen. So rückt die Welt zusammen.

Verbeugt sich vor den ehrenwerten Forenteilnehmern, Euer タワー

Re: Die Mahnung der Vorfahren

BeitragVerfasst: 28.04.2011 11:51
von Blattspitze
… und Ihr unverbesserlichen Optimisten habt geglaubt, dass aus Geschichte gelernt wird?

Zitat Ulfr:
„… ist unsere Spezies größtenteils zu kurzsichtig, faul, bequem und gierig?“
Wieso eigentlich? Bloß weil es ein paar Verluste gibt?
Insgesamt vermehren wir uns doch exponentiell, also ist doch alles in Ordnung, der Auftrag wird weiter erfüllt!
Die veröffentlichte Meinung (die Schwarmintelligenz?) weist uns täglich auf Fehlentwicklungen hin, aber die Individualintelligenz (Egoismus?) scheint unschlagbar überlegen …

Wir, die wir hier posten, stammen offensichtlich von jenen ab, die eher oberhalb gesiedelt haben ...

Re: Die Mahnung der Vorfahren

BeitragVerfasst: 28.04.2011 13:21
von Fridolin
Uralte Erfahrungen und wissenschaftliche Gutachten zählen nicht, wenn „übergeordnete“ Interessen im Spiel sind.

Jemand aus einem Wasserwirtschaftsamt hat aus der Praxis geplaudert: Wegen akuter Hochwassergefährdung wollte er ein Neubaugebiet in der Talaue des Rheintales verhindern. Daraufhin bekam er von der übergeordneten Behörde (Landrat?) einen Maulkorb mit Strafandrohung verpasst, für den Fall, das er sich darüber in der Öffentlichkeit äußern sollte. Er hat’s doch getan, wenn auch nicht in der Presse...

Ein fränkischer Ingenieurgeologe hat die Feststellung gemacht, dass zunehmend in den Talauen gebaut würde. Talauen sind bekanntlich durch immer wiederkehrende Überschwemmungen entstanden, eigentlich eine Binsenweisheit. Heute macht man die Klimaerwärmung für die „zunehmende Zahl“ von Überschwemmungen verantwortlich, wie praktisch...

Die merkwürdigen Gepflogenheiten der Politik im Umgang mit den Salzstöcken von Gorleben bzw. der Grube Asse gehen auch immer wieder durch die Presse. Noch Fragen?

Beste Grüßen vom Fridolin

der die versprochene Klimaerwärmung herbeisehnt, damit er endlich Deutschland’s heimliches Wappen auch im eigenen Garten ernten kann: die Banane

Re: Die Mahnung der Vorfahren

BeitragVerfasst: 28.04.2011 15:11
von Bullenwächter
Blattspitze hat geschrieben:.... Die veröffentlichte Meinung (die Schwarmintelligenz?) weist uns täglich auf Fehlentwicklungen hin, aber die Individualintelligenz (Egoismus?) scheint unschlagbar überlegen …


Bei Honigbienen bildet das Volk als ganzes soetwas wie einen Superorganismus, der eine Art kollektiver Intelligenz entwickelt. Das ist auch bei anderen staatenbildenden Insekten zu beobachten. Das funktioniert aber nur, weil es sich in millionen von Jahren dorthin entwickelt hat und die einzelnen Individuen nur für den Überorganismus leben und handeln.

Bei und Menschen funktioniert das, aufgrund der uns von der Natur mitgegebenen Eigenschaften (Egoismus, Konkurrenzstreben und vielen weiteren) nicht, oder nur sehr vermindert.

Der Engländer David E. H. Jones schlug in den 1980er Jahren in seinem Buch Zittergas und schräges Wasser ein Experiment vor, bei dem 50 sturzbetrunkene in einen Bus gesetzt werden der von allen gemeinschaftlich gelenkt wird. Dabei sollen alle Lenbefehle statistisch ausgewertet und verarbeitet werden, dabei Extremwerte ausgeschlossen und Mittelwerte stärker gewichtet werden und an die Steuerung des Busses geleitet werden.
Nach seiner Ansicht sollte dieser Bus sicher durch den Straßenverkehr lenkbar sein. :dekadent:

Vielleicht gibts ja doch Ansätze von Kollektivintelligenz bei Menschnmassen --- obwohl --- das wieder nicht allzuviel mit Intelligenz zu tun hat....