von Thomas Trauner » 23.04.2009 08:29
Hmmm. Umwelt schädigt Erbgut, klar. Mangelernährung oder regelhafte Aufnahme von Giften führt zu Veränderungen. Das ist ja genau die Lücke, in die diejenigen stoßen, die den "Homo Florensis" als krankhaft veränderten Homo erectus definiert sehen wollen.
Vermutlich mach ich jetzt irgendwo einen logischen Fehler, aber ich denke die Frage ist, ob solche Veränderungen, die aufgrund von Einflüssen von außen entstehen, dann dauerhaft vererbbar sind.
Das Kind einer in Hiroshima verstrahlten Mutter leidet sicher unter massiven Veränderungen, hat es jedoch selbst ein Kind, muss dieses nicht dieselben Veränderungen aufweisen.
Ernährung verändert auch Details, klar. Genauso kann man mit bestimmten biochemischen Einflüssen bestimmten Krankheitsneigungen vorbeugen. Natürlich ist das Ganze nicht starr.
Kann es ja gar nicht sein, sonst sähen wir alle ähnlicher aus, auch die Krankheitsrisiken, Lebenswerwartung etc. wären ähnlicher.
Alkoholverträglichkeit ist z.b. so eine Sache. Erstens gibt es Menschen, die tatsächlich allergisch auf Alk. reagieren, andere Genpool-Besitzer werden stande pete zu Alkoholikern, wenn sie Alk. konsumieren.
Vielleicht geht es letztlich um den genauen Mechanismus der Genveränderung. Die reine, zufällige Mutation ist bestimmt die häufigste und maßgeblichste Ursache. Die Natur ist eben kein Uhrmacher, exakte Kopien können gar nicht vorkommen, genau so wenig wie es eine exakt gerade Linie in der Biologie gibt.
Veränderungen aufgrund von Umwelteinflüssen kommen hinzu, klar.
Das ist eigentlich auch klar, weil Lebewesen auch eine biochemische Fabrik sind.
Ich denke jedoch, dass die "chemischen" Veränderungen wieder zufällig sind und nicht in irgendeinem Zusammenhang stehen. Wird XYZ aufgenommen schaltet sich die Genetik, wieder zufällig, in diese oder in die andere Richtung. Zufällig heißt jetzt nicht, bei jedem anders, sondern zufällig im Sinne von nicht-zielgerichtet.
Jedenfalls hilft es nicht, von seiner Sucht mit Hilfe von Schnaps loszukommen, oder Milch zu trinken, um Lactose verdauen zu können.
Was anders zum Schluß noch:
Ich gebe aber zu, dass mir der Artikel im GEO auch Angst macht. Der Gedanke an einen Vorwurf an bestimmte Menschen "Hättest du doch deine Genetik verändert" macht mir schon Kopfzerbrechen. Oder wenn ich an die Mütter der Kinderkrippen denke, die meine Firma betreibt, die ihre 0,3 Jahre alten Abkömmlinge schon in einen Englischkurs schicken wollen...da sind einige dabei, die würden 100% einen Gen-Pass für ihre zukünftigen Rechtsanwälte/Ärzte/Bundespräsidenten/UNO-Vorsitzende/Nobelpreisträger anfertigen lassen, wenn es sowas gibt....
Pessimistische Kulturkritik ich weiß...
Thomas