Bullenwächter hat geschrieben:Dazu kommen noch einige Schriftdokumente bei denen einfach nur (scheinbar Sinnfrei) das Alphabet eingeritzt wurde wie beim Stuhl aus dem Trossinger Sängergrab Nr 58.
Die Futhark-Inschriften sind möglicherweise weniger sinnfrei als einfache Inschriften wie "Kamm" oder "Schemel". Da man sie auf den verschiedensten Trägern findet, gibt es auch verschiedene Deutungsansätze.
Eine verbreitete Deutung ist die magische Funktion, z.B. als Abwehrzauber gegen Widergänger (auf der ins Grab gewandten Seite der Grabplatte von Kylver/Gotland). Die Futhark-Inschriften auf diversen Goldbrakteaten (Amulette) könnten ebenfalls magische Bedeutung gehabt haben, oder einfach Inschriften mediterraner Münzen imitieren (auch den Bilddarstellungen auf Brakteaten wurden Münzen als Vorbilder zugeschrieben).
Schwieriger wird es dann schon auf mittelalterlichen Taufbecken, z.B. Bårse/Süd-Seeland: Hier steht eine jüngere Futhark-Reihe unter einer Widmungsinschrift in lateinschen Buchstaben. Die Futhark-Reihe ist ergänzt um drei Runen, die sonst nur aus Runenkalendern bekannt sind.
Dann natürlich vollständige oder meist unvollständige Futhark-Inschriften auf Gebrauchsgegenständen wie dem erwähnten Sax oder dem Stuhl, Kämme etc. Dazu Knochen (meist Rippen) und Holzstücke. Und nicht zuletzt an und in Kirchen: Putzinschriften, Glocken, Holzbänke, Ziegelsteine.
Eine Interpretation geht in die Richtung von Nils' Spekulation: Schreibübungen. Man hat die Runenreihe aufgeschrieben, um sie sich zu merken. Zumindest die Inschriften auf Knochen oder Holzstücken könnten diesen Zweck erfüllt haben.
Aber jetzt komme ich vom Thema ab. Freuen wir uns einfach an der interessanten, wenn auch einfachen neuen Inschrift aus Thüringen!